16. November 2005
Nachdenken über den Reizschutz
Vor ein paar Tagen hatte sich mir im Hinblick auf den Reizschutz noch die Frage gestellt, ob es bestimmte Filmfragmenten gelingen kann, einzug in den Prozess der Identitätsbildung zu halten. Diese Fragestellung scheint mir nun aber marginal zu sein und sich vor allem damit zu erledigen, das potentiell alles, was einmal den Filter der Wahrnehmung passiert hat, auch in den narrativen Identitätskreislauf Einzug halten kann. Stattdessen tritt die Überlegung in den Vordergrund, wo überhaupt die Überschneidungen von Film und Gedächtnis liegen.

Der Film, so scheint es, tritt doch deutlich aus dem Kanon der Gedächtnismedien, wie Computer, Typewriter oder Tonband heraus. Seine Struktur ist nicht die eines Read Acess Memory, die es erlauben würde die für das Gedächtnis konstitutiven Löschungen vorzunehmen. Vielmehr ist der Film mit dem Speichertyp des Read Only Memory vergleichbar, was ihn wieder in die Nähe der ersten in Stein gemeißelten Informationssysteme rückt. Es ist jedoch klar, dass der Film gegenüber diesen Systemen den Vorteil der Omnipräsenz und der "Rücksicht auf Darstellbarkeit" hat, was ihn wiederum deutlich von der Steintafel unterscheidet.

Um die Frage zu klären, worin die Indifferenzpunkte von Film und Gedächtnis liegen, ist es also nötig, zu Fragen, worin die Spezifischen Unterscheidungen von Film und Gedächtnismaschinen zu finden sind. Hierbei sollte jedoch nicht die Frage im Vordergrund stehen, was denn der Film nun tatsächlich sei. Diese Frage ist unentscheidbar und rührt noch an eine alte Metaphysik des "Was ist". Es wäre stattdessen interessant die Wandlungen zu beobachen, die einzelne Filme in Form des Remakes machen. Hier scheint sich ein Prozess abzuzeichnen, der dem der Identitätsbildung recht verwandt ist: Das Aufgreifen "alter" Gedächtnisinhalte, um diese schließlich mit den Stategien der Ergänzung, der Verschiebung und der Verdrängung nachzuerzählen. Selbstredend, dass sich im Film auch die Latenten Gedächtnisinhalte wiederfinden, die Freud in seinem "Moses" unermüdlich postuliert.

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