6. März 2006
Das Kino von Ernst Lubitsch
Ernst Lubitsch: "Ninochka" (1939)

Diese überaus unterhaltsame Komödie aus den späten 30ern erzählt die Geschichte der russischen Offizierin Ninochka (Greta Garbo), die nach Paris geschickt wird, um dort drei ihrer Genossen beim Verkauf der Juwelen eines entmachteten Adelshauses zu überwachen. Die vom kommunistischen System durch und durch überzeugte Frau lernt jedoch den Dandy Léon (Melvin Douglas) kennen und verliebt sich schließlich in ihn.


Weil die Royal-Suite des Pariser Grandhotels den einzigen Safe hat, der für den Juwelenkoffer groß genug ist, mieten sich die Genossen Iranoff, Buljanoff, Kopalski kurzerhand dort ein, obwohl sie mit den Repressalien ihres Vorgesetzten Commissar Razinin (Bela Lugosi) zu rechnen haben. Kaum sind die Juwelen sicher verstaut, erfährt auch schon die enteignete Vorbesitzerin von dem geplanten Verkauf und schaltet über den Dandy Léon die Gerichte ein, die den Verkauf noch verhindern sollen.

Als die russische Administration von den Schwierigkeiten erfährt, schicken sie Ninotchka nach Paris, um den reibungslosen Verkauf abzuwickeln und die Genossen, die derweil ziemlich über die Stränge geschlagen sind, zur Ordnung zu rufen. Ninochka will aber so gar nicht in diese Stadt passen, von derem 30er Jahre Charme Lubitsch ein sehr genaues Bild zeichnet und so hat sie zunächst nichts als Anklage für den verschwenderischen Lebenswandel der Pariser übrig.

Zufällig lässt sich Ninochka aber auf das Abenteuer mit Léon ein, der, wie sich herausstellt die Interessen der Gräfin Swana (Ina Claire) vertritt. Diese plant derweil ein Komplott gegen Ninochka, da es ihr nicht mehr nur um die Rückgewinnung der Juwelen geht, sondern auch um die Gunst Léons, den sie nicht in den Armen der anderen sehen will. Sie nutzt die Gelegenheit, als das Paar betrunken in die Royalsuite zurückkehrt und den Safe mit den Juwelen offen stehen lässt, um diese an sich zu bringen. Sie erpresst Ninochka, die sich nun zwischen Léon und des Steinen entscheiden muss und schließlich willigt sie in den Verkauf der Steine und ihre sofortige Abreise nach Moskau ein.

In Moskau spielt sich eine der besten Szenen des Films ab, die zeigt, was für ein Meister Lubitsch im Spiel der Stimmungen war. In ihrem Zimmer, dass sie mit zahlreichen anderen Parteien teilen muss, unterhält sich Ninochka mit ihrer Freundin über die Vorzüge des Westens und gerät dabei in Schwärmereien, als der grimmige Nachbar plötzlich ins Zimmer kommt, den Raum durchquert und durch eine andere Türe wieder verschwindet. Die beiden Frauen setzten darauf hin ihre Unterhaltung fort, der Zuschauer fiebert aber, da ja immernoch der potenzielle Spitzel im nebenraum hockt und alles mitanhören könnte. Eine simple Unterhaltung wird zum nervenzerrenden Ereignis. Echtes Filmhandwerk.
Durch einen Trick gelingt es Léon schließlich die "Pariser Delegation" nach Konstantinopel zu locken und überrascht Ninotchka, die schon nicht mehr an ein Wiedersehen geglaubt hatte mit der Wiedervereinigung der beiden Seelen.

Ernst Lubitsch der als ehemaliger Theatermann weit über 70 Filme gedreht hatte und mit Werken wie "Three Women" "Kiss Me Again" "The Honeymoon Express" "The Merry Widow" "Heaven can wait" oder der exzellenten Hitlerparodie "To Be or Not to Be" berühmt wurde zeigt mit Ninotchka einmal mehr sein können, als Meister des subtile Charmes. Seine Charactere sind unvergleichlich schön entwickelte Figuren, deren Besetzung nicht hätte anders sein dürfen. Mit der Garbo in der Hauptrolle läut Lubitsch zur Hochform auf und zeigt einmal mehr, was es heißt einem Film den "Lubitsch-Touch" zu geben. Kurz: Großes Kino der 30er Jahre. Ein besonderes Gimmik des Film ist die Eifelturm-Szene. Man sieht dort, wie die Garbo die alte Wendeltreppe hinaufsteigt, die 1983 zusammen mit den Fahrstühlen durch eine neue Konstruktion ersetzt worden ist.

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