24. April 2006
Der CNEbel sitzt fest
Heute hat die Sorbonne nach nunmehr fast 8 wöchiger Belagerung durch die Polizei ihre Pforten zum ersten Mal wieder geöffnet. Der Andrang war entsprechend groß; der Innenhof des alterhrwürdigen Gebäudes mit Studenten und Professoren gefüllt, die in kleinen Grüppchen beisammenstanden, und die ersten Sonnenstrahlen des Jahres genossen, als...ja, als was?

Eine Gruppe von Anti-CNE (Contrat nouvelle embauche) Aktivisten das Rektorat der Universität stürmte und besetzte. Encore une foi, heißt es also für die Studierenden der Sorbonne. Nicht nur, daß die Universtiät wieder von der Polizei geschlossen worden ist, vielmehr bahnen sich wieder erste Proteste gegen den umstrittenen zweiten Teil der Arbeitsmarktreform (oder sollte man besser sagen Arbeitsmarktreförmchen) an.

Wogegen wird aber letzendlich Protestiert? Das CNE regelt wie das CPE den Kündigungsschutz für Neueinstellungen, nur mit dem Unterschied, daß dieser Gestzesentwurf die regelungen für die kleinen und mittleren Betriebe umfasst, also eben genau den Bereich an dem das französische Arbeitswesen besonders krankt. Das die neuerliche Besetzung der Sorbonne von vielen Anwesenden auf Ablehnung stößt, nimmt dem ganzen jedoch nicht den Eventcharakter, und genau hierin liegt die große Gefahr. Viele hoffen nämlich auf ein neuerliches Aussetzten des öffentlichen Lebens in Paris und springen desshalb auf den Zug der "Linken" auf.

Medienwirksam stellen sich die Besetzter diesmal in die Tradition der Sanscoulottes. Diese ehemaigen marseiller Matrosen und Hafenarbeiter bildeten zur Zeit der französichen Revolution den sog. 3. Stand der Proletarier und Kleinbürger und waren zunächst als radikal revolutionäre Gruppe gegen die Royalisten tätig. Die Sanscoulottes verhalfen auch der Berg-Partei um Robespiere und Danton zum Aufschwung. dennoch sollte aber bei aller Medienshow - denn um eine solche handelte es sich am heutigen Nachmittag - nicht vergessen werden, daß diese neurliche "Revolution" langsam aber sicher an etwas heranreichen könnte, was sich mirt dem "Diktat der Unzufriedenen" beschreiben läßt. Auf Zuruf aus der Menge warum den gerade die Sorbonne besetzt würde, antwortete einer der Occupateure - ein kräftiger und lautstarker Bursche - das die Sorbonne ein politisches Mittlel sei, das man für die Befreiung Frankreichs einsetzen müsse. Meines Erachtens aber ist die Sorbonne für derartige Aktionen einfach nur ein leichtes Ziel.

Ob sich die Proteste wieder genauso ausweiten, wie das letzte Mal, ist ungewiss. Anzunehmen ist aber, daß sich die Studenten, dieses Mal nicht mehr eines so großen Rückhaltes in der Bevölkerung erfreuen dürften, wie zuvor. Die Polizei ist Einsatz, die Occupation läuft, es beginnt wieder zu regnen.

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