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15. August 2006
Die Konstruktion des Todes
texturmutant, 05:12h
"Professione: Reporter" (aka "The Passenger") - Michelangelo Antonioni, Italien/Spanien/USA, 1975
Die metaphysische Reise eines Journalisten (Jack Nickolson) in die Wüste Afrikas wird zur Flucht vor der eigenen Identität. In der Weite dieses Kontinents und durch den mystifizierenden Kammerablick Antonionis wirkt der (westliche) Mensch zunächst wie ein Fremdkörper, der nach seiner Rückkehr dem eigenen nunmehr sinnentleerten Dasein den Rücken kehrt. Der Pläteztausch mit einem Toten und die Konstruktion einer neuen Identität ist die einzige Möglichkeit sich von den traditionellen "Werten" wie Ehe, Beruf, Heim und Kind frei zu machen. Metaphysik wird zur Hermeneutik in dem Maße in dem sie den Tod als Horizont des Sinns bestimmt und der Ursprung des gesellschaftlichen Zusammenseins in einer großen Geste der Selbstinterpretation verwirft.
Der Reporter David Locke (Jack Nicholson) ist auf der Spur einer Guerilla-Einheit, die er in der Wüste treffen will, um eine Reportage über diese zu drehen. Lock schafft es jedoch nicht bis zu den Guerillios vorzudrigen und wird von seinem einheimischen Führer alleine in der Wüste zurück gelassen. Zurück im Hotel stellt er fest, daß Mr. Robertson, ein Engländer, mit dem er sich auf der Reise angefreudet hatte, tot in dessen Bett liegt. Locke ergreift die "Gelegenheit" und tauscht mit dem Verblichenen die Identität. Von nun an reist der neue Mr. Robertson dem Terminkalender seines Vorgängers hinterher, wärend er zuhause für Tot gehalten wird. Unvermittelt erkennt David, daß er in der Haut eines Waffenschiebers steckt, der von seinen Auftraggebern verraten worden ist. Zunächst hat es den Anschein, als wolle Locke die Rolle des Mr. Robertson nutzen um verdeckt zu recherchieren, doch bald wird klar, ihm dies aufgrund des Verrates nicht mehr möglich ist.
Von Barcelona aus flüchtet er zusammen mit einer jungen Architekturstudentin ins spanische Hinterland, verfolgt von seinem alten Leben auf der einen und zwei Auftragskillern auf der anderen Seite. Die beiden tauchen in der unwirklichen Landschaft Andalusiens unter, bis schließlich Killer und Familie nur etwas zeitversetzt den Flüchtigen ausfindig machen können. Alles scheint auf diese Zusammenkunft hinauszulaufen: die Killer, die "ihren" Mann zu finden glauben, die Hinterbliebenen, die nun zeitversetzt auf den nun tatsächlich toten Mr. Locke alias Mr. Robertson treffen.
Der Blick durch ein Fenster auf die Straße lässt uns ahnen, was sich hinter unserem "Rücken" gerade abspielen muß. Antonioni zeigt was man nicht sieht und zeigt uns auf der anderen Seite was wir nicht begreifen.
Die Reise des Reporters eröffnet gleichsam eine psychologische Ebene wie es den Landschaftsschilderungen der Romantik eigen ist. Die Reise, der Weg, der Horizont, die unbegrenzten Plateaus und die surrealistisch anmutenden Landschaften all daß sind Motive einer metaphysischen Grundahnung, die uns nicht unberührt lässt. Antonioni weckt mit diesem Meisterwerk ein verlohren geglaubtes Verständnis davon zu neuem Leben.
Die metaphysische Reise eines Journalisten (Jack Nickolson) in die Wüste Afrikas wird zur Flucht vor der eigenen Identität. In der Weite dieses Kontinents und durch den mystifizierenden Kammerablick Antonionis wirkt der (westliche) Mensch zunächst wie ein Fremdkörper, der nach seiner Rückkehr dem eigenen nunmehr sinnentleerten Dasein den Rücken kehrt. Der Pläteztausch mit einem Toten und die Konstruktion einer neuen Identität ist die einzige Möglichkeit sich von den traditionellen "Werten" wie Ehe, Beruf, Heim und Kind frei zu machen. Metaphysik wird zur Hermeneutik in dem Maße in dem sie den Tod als Horizont des Sinns bestimmt und der Ursprung des gesellschaftlichen Zusammenseins in einer großen Geste der Selbstinterpretation verwirft.
Der Reporter David Locke (Jack Nicholson) ist auf der Spur einer Guerilla-Einheit, die er in der Wüste treffen will, um eine Reportage über diese zu drehen. Lock schafft es jedoch nicht bis zu den Guerillios vorzudrigen und wird von seinem einheimischen Führer alleine in der Wüste zurück gelassen. Zurück im Hotel stellt er fest, daß Mr. Robertson, ein Engländer, mit dem er sich auf der Reise angefreudet hatte, tot in dessen Bett liegt. Locke ergreift die "Gelegenheit" und tauscht mit dem Verblichenen die Identität. Von nun an reist der neue Mr. Robertson dem Terminkalender seines Vorgängers hinterher, wärend er zuhause für Tot gehalten wird. Unvermittelt erkennt David, daß er in der Haut eines Waffenschiebers steckt, der von seinen Auftraggebern verraten worden ist. Zunächst hat es den Anschein, als wolle Locke die Rolle des Mr. Robertson nutzen um verdeckt zu recherchieren, doch bald wird klar, ihm dies aufgrund des Verrates nicht mehr möglich ist.
Von Barcelona aus flüchtet er zusammen mit einer jungen Architekturstudentin ins spanische Hinterland, verfolgt von seinem alten Leben auf der einen und zwei Auftragskillern auf der anderen Seite. Die beiden tauchen in der unwirklichen Landschaft Andalusiens unter, bis schließlich Killer und Familie nur etwas zeitversetzt den Flüchtigen ausfindig machen können. Alles scheint auf diese Zusammenkunft hinauszulaufen: die Killer, die "ihren" Mann zu finden glauben, die Hinterbliebenen, die nun zeitversetzt auf den nun tatsächlich toten Mr. Locke alias Mr. Robertson treffen.
Der Blick durch ein Fenster auf die Straße lässt uns ahnen, was sich hinter unserem "Rücken" gerade abspielen muß. Antonioni zeigt was man nicht sieht und zeigt uns auf der anderen Seite was wir nicht begreifen.
Die Reise des Reporters eröffnet gleichsam eine psychologische Ebene wie es den Landschaftsschilderungen der Romantik eigen ist. Die Reise, der Weg, der Horizont, die unbegrenzten Plateaus und die surrealistisch anmutenden Landschaften all daß sind Motive einer metaphysischen Grundahnung, die uns nicht unberührt lässt. Antonioni weckt mit diesem Meisterwerk ein verlohren geglaubtes Verständnis davon zu neuem Leben.
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Das Gewehr der Freiheit
texturmutant, 04:02h
"Antonio das Mortes" - Glauber Rocha, Brasilien, 1969
Dieser zutiefst sozialistische Film aus dem brasilianischen cinema novo erzählt ein von Mythen und Legenden durchwobenes Volksepos, dessen Botschaft die blutige Radikalität ist, die jeder Revolution zugrunde liegen muß.
Die Liaison von Volklore und Mystizismus, Heiligenanbetung und trancehaften Tänze,expressionistischen Landschaften sowie das allgegenwärtige Gewehr geben dem Film eine eigenartig entrückte Stimmung.
Antonio das mortes macht als ehemaliger Cangaceiro während der vierziger Jahre als Berufskiller für einen großgrundbesitzer Jagd auf seine ehemaligen Verbündeten. Als er das Ausmaß seines verübten Unrechtes erkennt, wendet er sich im blutigen Aufbegehren gegen seine früheren Auftraggeber.
Der Film bleibt aber trotz seiner Unnachgibigkeit nicht frei von Selbstironie. Der "Showdown" den Rocha hier inszeniert erinnert an eine Persiflage auf die großen Italowestern. Ironie als letzte subversive Geste eines großen Revolutionärs.
Dieser zutiefst sozialistische Film aus dem brasilianischen cinema novo erzählt ein von Mythen und Legenden durchwobenes Volksepos, dessen Botschaft die blutige Radikalität ist, die jeder Revolution zugrunde liegen muß.
Die Liaison von Volklore und Mystizismus, Heiligenanbetung und trancehaften Tänze,expressionistischen Landschaften sowie das allgegenwärtige Gewehr geben dem Film eine eigenartig entrückte Stimmung.
Antonio das mortes macht als ehemaliger Cangaceiro während der vierziger Jahre als Berufskiller für einen großgrundbesitzer Jagd auf seine ehemaligen Verbündeten. Als er das Ausmaß seines verübten Unrechtes erkennt, wendet er sich im blutigen Aufbegehren gegen seine früheren Auftraggeber.
Der Film bleibt aber trotz seiner Unnachgibigkeit nicht frei von Selbstironie. Der "Showdown" den Rocha hier inszeniert erinnert an eine Persiflage auf die großen Italowestern. Ironie als letzte subversive Geste eines großen Revolutionärs.
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