5. Februar 2007
Sozial existierender Realismus und die Architektur des Geilen
"Spur der Steine" Frank Beyer, DDR 1966

Im Zentrum dieses unnachahmlichen Films über die ökonomischen, politischen und sozialen Verhältnisse der DDR in den 60er Jahren steht der Vorarbeiter Hannes Balla (Manfred Krug), der zunächst mit seinen unkonventionellen und rüden Methoden die Baustelle am Laufen hält, letztlich aber, als die schöne Kati Klee (Krystyna Stypulkowska) mit Balla zu arbeiten beginnt, der Realität des Lebens außerhalb der Baustelle nachgibt. Kati wird vom Bausekretär Werner Horrath (Eberhard Esche) geschwängert. Dieser Bekennt sich jedoch aus Angst vor seiner Frau und aus Karrieregründen nicht zu der Schwangerschaft, die mittlerweile auf der offiziellen Tagesordnung der Baukomission steht, die um die Moralische Haltung und Linientreue der jungen Frau besorgt ist.

Und überhaupt ist Katis Fall nicht der einzige, der von den Herren der Bauleitung verhandelt wird. Ständig werden Private Ränke und Auseinandersetzungen auf öffentlicher Bühne verhandelt, wärend das Vorwärtskommen der Baustelle unter falschen Plänen, fehlendem Material und überflüssigen Verordnungen leidet. Zu allem Überfluss verliert Balla den Respekt seiner Leute, da er sich, um der hübschen Kati zu gefallen für ein umstrittenes Projekt, das Drei-Schichten-Modell, einsetzt.

Und so bietet der Film neben einer unerhörten Schauspielerischen Leistung der Protagonisten eine Einsicht in die unmöglichkeit des Tausches von privater und wirtschaftlicher Sphäre. Was sich letzlich als desaströs für die Baustelle erweist schweißt die beiden Kontrahenten Balla und Horrath nur umso enger zusammen. Kati verwschwindet jedoch mit ihrem Neugeborenen; der Film bleibt zum Ende hin offen.

Eine sehr schöne Szene, die noch der besonderen Erwähnung wert ist, spielt an Weihnachten. Ballas Bautrup findet sich, bevor es nach Hause geht, im Bauwaagen ein. Bei dieser Gelegenheit tauscht jeder, als kleine Aufmerksamkeit, mit den anderen eine Flasche Schnapps. die aber jedesmal von der Selben Marke ist. Der letzt mit dem Balla seinen Schnapps tauscht, mein dazu nur: "Och, das wär doch nicht nötig gewesen." und tatsächlich, er hat recht.




"Shivers" Davis Cronenberg, Kanada 1975

Interessant bei diesem Film ist der völlige Kontrast des bieder bürgerlichen Langweiler-Lebens in einem hermetisch angelegten Wohnkomplex und der völlige einbruch des Obszönen in Gestallt eines Wurmartigen Parasits, der die Körper der Insassen durch jedwede Körperöffnung befällt und ihn zu einem Geilen Sklaven seiner Lust macht.
Der Parasit kommt freilich nicht von außen, sondern sind das Resultat eines geheimen Forschungsprojekts, dass der Verantwortliche Mediziner eigenmächtig an seiner Geliebten ausprobiert, sie schließlich umbringt und sich selbst gleich mit. Der Parasit hat jedoch schon auf die mitbewohner übergegriffen und breitet sich rasend schnell aus, bis alles schließlich in einer exzessiven Badeszene endet, bei der der letzte "Überlebende" von den besessenen Massen infiziert wird.

... link (6 Kommentare)   ... comment