13. November 2005
Invincible
Wahrscheinlich einer der schwächsten Filme von Herzog. Die Geschichte ist schnell erzählt: Der Schmied Zische Breitbart schafft es ungewollt, als Kraftmensch "Sigfried" zu einigem Ruhm und Ansehen im Berlin kurz vor dem Machtergreifung von 1933 zu gelangen. Als sein Bruder Benjamin ihn bei einer seiner Shows besucht, bringt dieser Zische dazu, seine jüdische Herkunft nicht länger zu verleugnen und - entgegen aller Gefahren - als der aufzutreten, der er wirklich ist: ein neuer Samson.

Gefahr droht Zische aber nicht nur von Seiten der SS, deren Vertreter den Nachtclub regelmäßig besuchen, sondern auch von dessen Direktor, dem Okkultisten Hanusen, der mit den Nazis sympatisiert, um im zukünftigen Deutschland unter deren Administration eine herausragende Position zu erhalten. Als Zische ihn des Betrugs bezichtigt, kommt dessen eigene jüdische Identität zum Vorschein, was das Aus für Hanusen bedeutet.

Bei Invincible hat man das Gefühl, das Herzog hier ein für ihn eher untypisches Terrain betreten hat. Die Geschichte zweier Juden im aufstebenden Nazideutschland erscheint als eine Reflektion über die Frage der Assimilation des Jüdischen Volkes als Strategie des Überlebens auf der einen Seite. Diese Frage ist jedoch nicht neu und taucht in der Literatur beispielsweise bei Kafkas "Bericht an die Akademie" auf [dort allerding "als eine Persiflage auf das assimilierte West-Judentum", wie es Max Brod einst formuliert hat. ]. Auf der anderen Seite versucht der Film sich dem Thema der Wahrhaftigkeit von Identität zu stellen, gibt sich dabei aber keine Mühe den Charakteren neben der augenscheinlichen Entwicklung, die sie während dessen durchmachen, eine subtilere psychologische zur Seite zu stellen.


Die beiden Fragen die Herzog aufwirft sind völlig an der Handlung des Film orientieren und kommen kaum in einer eigenen Bildsprache zum Ausdruck, wie man es sonst von seinen Werken gewohnt ist. "Invincible" hat nichts von der Hermeneutik und Entrücktheit anderer Herzogfilme, so dass man die Frage stellen könnte, ob dies nun am Sujet liegt, oder ob sich Herzog diesem Thema eher unambitioniert genähert hatte?

Fakt ist, das "Invincible" nicht mit Werken wie "Herz aus Glas", "Aguirre", oder "Lebenszeichen" konkurrieren kann und sich als Teil des Spätwerkes auch deutlich von diesen unterscheidet.

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... dann schau dir erst mal "Schrei aus Stein" an! Imho hat Herzog nach "Cobra Verde" keine guten Spielfilme mehr gedreht - dafür wird sein dokumentarisches Werk immer besser.

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"Schrei aus Stein" habe ich nicht gesehen. Ich kenne aber die meisten früheren Herzogfilme und bin nicht zuletzt desshalb enttäuscht von seinem Spätwerk. Was die Dokumentationen anbelangt gebe ich dir hundertprozent Recht, da Herzog gerade hier die Grenze der reinen Dokumentation oft überschreitet (siehe beispielsweise "Rad der Zeit").

Ein Film, der mich einmal interessieren würde, ist "Grizzly-Man". Dort geht es um die Geschichte des Naturexzentrikers Timothy Treadwell, der Jahrelang mit Grizzlybären zusammengelebt hat, bis er 2003 von seinem Lieblingsgrizzly aufgefressen wurde.....to be continued.....

Herzog war wohl im Besitzt einer Bandaufnahme, auf der die letzten Zuckungen des sterbenden Treadwell und seiner Freundin zu hören sind. Leider hat er die Audiosequenz nicht in den Film mit reingenommen. Sollte wohl kein Snuff-Movie werden:)

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