20. Januar 2006
Den Terrorismus dekonstruieren
Eine der letzten maßgeblichen Veröffentlicheungen Jacques Derridas, war der mit Jürgen Habermaß zusammen herausgegebene Interviewband "Schurken". Derrida entfaltet dort im Gespräch mit der italienische Philosophin Giovanna Borradori eine Idee dessen, was er mit dem Begriff der "Autoimunisierung" beschreibt.
Demnach folgt der "Krieg gegen den Terrorismus" einer "Logik der Autoimunisation", eines Prozesses also, der sich im politischen/nationalstaatlichen System abspielt und dieses gleichzeitig von innen zersetzt, marodiert und bekämpft. Diese Selbstmörderischen Tendenzen sind nicht von außen in das System eingeimpft, sie sind vielmehr dem System inhärent (einschließlich den Anschlägen vom 11. September).

Für Derrida besteht Verantwortliches Politischen Handeln nun darin den Begriff des Terrorismus zu dekonstuieren, denn seine öffentliche und zuweilen naive Instrumentalisierung befördert letztenendes nur die Sache des Terrorismus, anstatt sie zu bekämpfen.

Eine Dekonstruktion des Begriffs Terrorismus, sähe nach Derrida so aus, den öffentliche Diskurs und die damit verbundene mediale Inszenierung heraus zu präparieren, um zu beleuchten, wer in diesem Diskurs die Instrumentalisierung des Terrorismus vorantreibt und den Feldzug gegen selbigen zum Kreuzzug nationalsaatlicher Wertvorstellungen stilisiert.

In diesem Sinne empfehle ich dem Staatspräsidenten Jacques Chirac die eingehende Lektüre seines franco-algerischen Landsmannes. Dies soll darüber hinaus keine überheblich Geste sein; ganz im Gegenteil: da ich gerade selber in diesem Land lebe, habe ich ein großes persönliches Interesse daran, dass das System sich nicht selbst zerstört. Und die Ernsthaftigkeit meines Anliegens soll damit unterstrichen sein.

Also bitte Herr Chirac: Bevor sie sich zu weiteren öffentlichen Maßnahmen, oder Medienauftritten welcher Art auch immer entschließen, lesen sie! Lesen sie so viel sie können. Und als Besondere Lektüreempfehlung schlage ich das eben genannte Buch von Derrida und Habermaß vor.
Darüber hinaus lesen sie "Gastfreundschaft" von selbigem Autor, sowie "Die Transparenz des Bösen" und "Amerika"von Jean Baudrillard; ebenfalls einer der ihren. Die Liste ließe sich noch weiter führen, aber für den Einstieg sollte dies erst einmal genug zu denken geben. Ich wünsche ihnen in diesem Sinne inspirierende Lektürestunden.

Mit besten Grüßen
texturmutant

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Vorsicht, mein Lieber,
der Mann regiert dich derzeit und er kann dich genauso schnell vernichten, wie er dich in sein Land hinein gelassen hat. Eine kleine Pershing in deine Bibliothek und du siehst, was du von deiner Schlaumererei hast. :D :D :D

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Das Risiko geh ich ein. Lieber von ner Pershing in der bib, als vom tour eifel gebomt; oder war das lieber ne Plombe im Zahn, als n Hahn auf m Dach....:-?
Außerdem bin ich Gastfreundlich....Ich würd ihn zuerst mal bei mir Willkommen heißen und mit ihm über "Warum Krieg?" sprechen :D

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Ich würde auch noch "Der Geist des Terrorismus" von Baudrillard empfehlen. Auch wenn die drei Aufsätze darin ... naja ziemlich Redundant sind.

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Im Umweg, dem Wiederstad und dem Rauschen liegen aber gerade Baudrillards Themen (was ihn, wie ich finde, Derrida sehr verschwistert). Es ist also nur konsequent, wenn er die Redundanz zum Stilmittel seiner Texte macht.
Aber da stoßen wir wieder auf ein Hindernis, bezüglich Chirac: denn der nimmt ja wohl, ballistisch gesprochen, immer den kürzesten Weg in den Fettnapf.

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