21. Januar 2006
Notiz zu Benjamin
Die "Berliner Kindheit" ist nach dem Muster der römisch/antiken Gedächtniskunst oganisiert. Benjamin nimmt einzelne Bilder (images) oder Orte (loci) um sie zu Gedächtnismetaphern zu verdichten, an denen er dann seine Erzählungen orientiert: "Das Telephon", "Die Siegessäule", "Der Lesekasten"; all das sind Lesezeichen die er sich angelegt hat; sein Buch ist die Architektur Berlins, seiner Elternwohnung, seines Zimmers.
Diese Lesart passt dann sehr gut mit der Bedeutung der Architektur im Kunstwerkaufsatz zusammen. Nimmt aber ein Stückweit die Apparatmetapher hinter eine antike Archiv- oder Magazinmetapher zurück. Darin liegt auch ein Teil der Inkonsistenz der Benjaminschen Gedächtnistheorie.

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Da würde ich zustimmen: Wichtig dabei: Die Straße/das Labyrinth als Ort des Verirrens. So fängt ja auch die die erste Geschichte der Berliner Kindheit an.
Ach ja und die Archäologie im Denkbild "Ausgraben und Erinnern" (IV, ,1, 400) Ganz wichtig!
Aber das ist das was ich meinte. Es gibt keine Theorie. Kann es schon nicht geben, wenn das Verirren für sein Denken konstitutiv ist. Es wirkt tatsächlich so, als ob Benjamin sich in seinen eigenen Gedanken und Erinnerungen verirrt. Für den Leser selbet bleibt dabei also nur die Archäologie. Und da schließt sich der Kreis.;-)

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Rainer Rother beurteilt die "Gedächtnistheorie" von Benjamin in seinem "Gegenwart der Erinnerung" nicht ganz so optimistisch wie du. Für ihn versagt Benjamin bei dem Versuch über den Begriff der "Aktualisierung" die Probleme der Gedächtnistheorie zu lösen. Zum einen weil sein Gedächtnisbegrif sich auf einen Geschichtsbegriff verlässt, der selbst in weiten Zügen ungeklärt bleiben muss, zum anderen weil die materialistische Ausgangsbasis nicht mit seinem Relationsbegriff in Einklang zu Bringen ist...genauer Gedankengang dauert mir jetzt zu lange, auf jedenfall kommt Benjamin bei dem Versuch sich beispielsweise von der mémoire involontaire abzulösen dann auf das "Verfahren" der Berliner Kindheit,
das sich, wie schon erwähnt wieder an den römisch/antiken Mnemotechniken orientiert. Also nimmt Benjamin in gewisser Hinsicht zuflucht zu einem konservierenden Modell, dass aber immerhin seinem (halbwegs) bewußten Zugriff unterliegt.

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