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17. November 2005
Wagon Christ
texturmutant, 01:26h
Und noch einen exzellenten Track via Ninjatune
aufgestöbert. Shadows von Wagon Christ; unbedingt ansehen:)
aufgestöbert. Shadows von Wagon Christ; unbedingt ansehen:)
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Skalpel
texturmutant, 01:22h
Gerade ein fettes Elektroprojekt Namens Skalpel entdeckt und bei Ninjatune auch gleich das passende Video dazu.
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16. November 2005
Nachdenken über den Reizschutz
texturmutant, 02:10h
Vor ein paar Tagen hatte sich mir im Hinblick auf den Reizschutz noch die Frage gestellt, ob es bestimmte Filmfragmenten gelingen kann, einzug in den Prozess der Identitätsbildung zu halten. Diese Fragestellung scheint mir nun aber marginal zu sein und sich vor allem damit zu erledigen, das potentiell alles, was einmal den Filter der Wahrnehmung passiert hat, auch in den narrativen Identitätskreislauf Einzug halten kann. Stattdessen tritt die Überlegung in den Vordergrund, wo überhaupt die Überschneidungen von Film und Gedächtnis liegen.
Der Film, so scheint es, tritt doch deutlich aus dem Kanon der Gedächtnismedien, wie Computer, Typewriter oder Tonband heraus. Seine Struktur ist nicht die eines Read Acess Memory, die es erlauben würde die für das Gedächtnis konstitutiven Löschungen vorzunehmen. Vielmehr ist der Film mit dem Speichertyp des Read Only Memory vergleichbar, was ihn wieder in die Nähe der ersten in Stein gemeißelten Informationssysteme rückt. Es ist jedoch klar, dass der Film gegenüber diesen Systemen den Vorteil der Omnipräsenz und der "Rücksicht auf Darstellbarkeit" hat, was ihn wiederum deutlich von der Steintafel unterscheidet.
Um die Frage zu klären, worin die Indifferenzpunkte von Film und Gedächtnis liegen, ist es also nötig, zu Fragen, worin die Spezifischen Unterscheidungen von Film und Gedächtnismaschinen zu finden sind. Hierbei sollte jedoch nicht die Frage im Vordergrund stehen, was denn der Film nun tatsächlich sei. Diese Frage ist unentscheidbar und rührt noch an eine alte Metaphysik des "Was ist". Es wäre stattdessen interessant die Wandlungen zu beobachen, die einzelne Filme in Form des Remakes machen. Hier scheint sich ein Prozess abzuzeichnen, der dem der Identitätsbildung recht verwandt ist: Das Aufgreifen "alter" Gedächtnisinhalte, um diese schließlich mit den Stategien der Ergänzung, der Verschiebung und der Verdrängung nachzuerzählen. Selbstredend, dass sich im Film auch die Latenten Gedächtnisinhalte wiederfinden, die Freud in seinem "Moses" unermüdlich postuliert.
Der Film, so scheint es, tritt doch deutlich aus dem Kanon der Gedächtnismedien, wie Computer, Typewriter oder Tonband heraus. Seine Struktur ist nicht die eines Read Acess Memory, die es erlauben würde die für das Gedächtnis konstitutiven Löschungen vorzunehmen. Vielmehr ist der Film mit dem Speichertyp des Read Only Memory vergleichbar, was ihn wieder in die Nähe der ersten in Stein gemeißelten Informationssysteme rückt. Es ist jedoch klar, dass der Film gegenüber diesen Systemen den Vorteil der Omnipräsenz und der "Rücksicht auf Darstellbarkeit" hat, was ihn wiederum deutlich von der Steintafel unterscheidet.
Um die Frage zu klären, worin die Indifferenzpunkte von Film und Gedächtnis liegen, ist es also nötig, zu Fragen, worin die Spezifischen Unterscheidungen von Film und Gedächtnismaschinen zu finden sind. Hierbei sollte jedoch nicht die Frage im Vordergrund stehen, was denn der Film nun tatsächlich sei. Diese Frage ist unentscheidbar und rührt noch an eine alte Metaphysik des "Was ist". Es wäre stattdessen interessant die Wandlungen zu beobachen, die einzelne Filme in Form des Remakes machen. Hier scheint sich ein Prozess abzuzeichnen, der dem der Identitätsbildung recht verwandt ist: Das Aufgreifen "alter" Gedächtnisinhalte, um diese schließlich mit den Stategien der Ergänzung, der Verschiebung und der Verdrängung nachzuerzählen. Selbstredend, dass sich im Film auch die Latenten Gedächtnisinhalte wiederfinden, die Freud in seinem "Moses" unermüdlich postuliert.
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15. November 2005
Anita Ekberg
texturmutant, 18:29h
Bin gerade auf eine echt gut Seite über Anita Ekberg gestoßen. Neben einer Reihe von Buchpubliaktionen und Artikeln steht eine Ausführliche Biographie und ein beachtlicher Fundus exzellenter Bilder des Filmstars zur Vefügung...
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Friedrich Kittler
texturmutant, 16:48h
F. Kittler über die Rückkopplungschleifen elektronischer Signalverarbeitung: "Das Gedächtnis ist tautologisch geworden und speichert nunmehr seine eigene Technologie." ("Memories are made for you", in: Schrift, Medien, Kognition)
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Freud und immer wieder Freud
texturmutant, 13:58h
In den "Deckerinnerungen" beschreibt Freud zwei konkurrierende Wirkmechanismen, die an der Einschreibung eines Erliebnisses ins Gedächtnis beteiligt sind. Auf der einen Seite wird die "Wichtigkeit des Erlebnisses zum Motiv [genommen], d.h. das bestimmte Muster und Eindrücke dem Erlebniss verschrieben werden. Auf der anderen Seite regt sich ein grundlegender Widerstand gegen diese bevorzgte Einbettung. Statt sich aufzuheben, bilden die beiden Kräfte einen Kompromiss, was schließlich dazu führt, dass sich die Erinnerungsspur nicht mit dem Inhalt deckt, sondern "in der Assotiation verschoben" ist. (Vgl. Freud: Ges. Werke, Bd.1, Über Deckerinnerungen, S. 536)
Diese Annahme steht gewiss nicht mit dem Konzept der Engramme in einklang, die ja genaues, wenn auch fragmentarisches "Abbilden" des Erlebnisses vorsieht. (Als Ergänzung zur Engrammkonzeption eignet sich - wie früher erwähnt - Daniel Schacter, der dieser Theorie in weiten Teilen folgt und dem Re-Organisieren der einzelnen Engramme zu einer Erinnerung sogar Erlebnischarakter attestiert (vgl. Daniel Schacter: "Wir sind Erinnerung").
Die so ins Gedächtis verschobenen Erinnerungen - besonders solche aus früher Kindheit - sind dann nur noch punktuell, über sog. Deckerinnerungen zugänglich, die meist durch ihren völlig periphären, aber dennoch äußerst detailreichen Inhalt gekennzeichnet sind. Durch deren Analyse wird es dann möglich, die Kompromissbildung nach zu zeichen und so zum eigentlichen Inhalt der Deckerinnerung vorzudringen.
In Übereinstimmung mit Schacter ließe sich aus dieser Schilderung des deklarativen (szenischen) Gedächtnisses folgern, dass die Bildung der Identität eines Subjekts selbst eine Kompromissbildung darstellt, da sie sich eben der Rück-Erinerungen bediehnt, die im Gedächtnis eingeschrieben sind, also auch der Deckerinnerungen, obwohl sie eigentlich auf den latenten Anteil Zugriff zu nehmen wünscht. Oder um es auf eine kurze, wenn auch unspektakuläre Formel zu bringen: Identität ist ein Kompromiss.
Die beiden eingangs beschriebenen Gedächtnismechanismen werden später in Freuds Trieblehre eingebettet. In Jenseits des Lustprinzips entwickelt er das Modell der beiden konkurrierenden Grundtriebe: Lebenstrieb und Todestrieb, wobei er ersterem das Vergegenwärtigen einer hedonistischen Erlebniswelt, zur Kompensation (kindlicher) körperlicher Unlusterfahrung zueignet - nach Lacan die Enttäuschung der Allmachtsphanasien nach der Spiegelphase - , d.h. genauer zur Regulierung einer durch Erinnerung hervorgerufenen Lust (vgl. Phatasie). Dem zweiten die Unterdrückung, Verdängung, Verschiebung , kurz die "psychische Abwehr" des Unangenehmen. Diese Unlusterfahrung erfährt durch die psychische Abwehr eine Umarbeitung, eben die Deckerinnerungen.
Diese Annahme steht gewiss nicht mit dem Konzept der Engramme in einklang, die ja genaues, wenn auch fragmentarisches "Abbilden" des Erlebnisses vorsieht. (Als Ergänzung zur Engrammkonzeption eignet sich - wie früher erwähnt - Daniel Schacter, der dieser Theorie in weiten Teilen folgt und dem Re-Organisieren der einzelnen Engramme zu einer Erinnerung sogar Erlebnischarakter attestiert (vgl. Daniel Schacter: "Wir sind Erinnerung").
Die so ins Gedächtis verschobenen Erinnerungen - besonders solche aus früher Kindheit - sind dann nur noch punktuell, über sog. Deckerinnerungen zugänglich, die meist durch ihren völlig periphären, aber dennoch äußerst detailreichen Inhalt gekennzeichnet sind. Durch deren Analyse wird es dann möglich, die Kompromissbildung nach zu zeichen und so zum eigentlichen Inhalt der Deckerinnerung vorzudringen.
In Übereinstimmung mit Schacter ließe sich aus dieser Schilderung des deklarativen (szenischen) Gedächtnisses folgern, dass die Bildung der Identität eines Subjekts selbst eine Kompromissbildung darstellt, da sie sich eben der Rück-Erinerungen bediehnt, die im Gedächtnis eingeschrieben sind, also auch der Deckerinnerungen, obwohl sie eigentlich auf den latenten Anteil Zugriff zu nehmen wünscht. Oder um es auf eine kurze, wenn auch unspektakuläre Formel zu bringen: Identität ist ein Kompromiss.
Die beiden eingangs beschriebenen Gedächtnismechanismen werden später in Freuds Trieblehre eingebettet. In Jenseits des Lustprinzips entwickelt er das Modell der beiden konkurrierenden Grundtriebe: Lebenstrieb und Todestrieb, wobei er ersterem das Vergegenwärtigen einer hedonistischen Erlebniswelt, zur Kompensation (kindlicher) körperlicher Unlusterfahrung zueignet - nach Lacan die Enttäuschung der Allmachtsphanasien nach der Spiegelphase - , d.h. genauer zur Regulierung einer durch Erinnerung hervorgerufenen Lust (vgl. Phatasie). Dem zweiten die Unterdrückung, Verdängung, Verschiebung , kurz die "psychische Abwehr" des Unangenehmen. Diese Unlusterfahrung erfährt durch die psychische Abwehr eine Umarbeitung, eben die Deckerinnerungen.
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13. November 2005
Ungebürlicher Webcontent
texturmutant, 23:46h
Es scheint jenseits von Billigsex und Plasticdollys doch noch ein paar waschechte Exibitionisten zu geben...weiter so, string-emil.
-found via Fixpunkte-
-found via Fixpunkte-
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Reizschutz und Archiv
texturmutant, 16:39h
In Jenseits des Lusprinzips spricht Freud an einer Stelle über das Sysem Bw, dass er mit einer Membran zur Abwehr übermäßiger Außenweltreize vergleicht. Dieser "Reizschutz" sorgt für eine adäquate und vor allem abgeschwächte Form der Wahrnehmung, um so das Gedächtnis vor Schaden zu bewahren. Dieser Reizschutz funktioniert jedoch in beide Richtungen, lässt sich sozusagen umkehren und gegen eine übermäßige Triebregung einsetzten. Dieses Mittel der Unlustvermeidung nenn Freud dann die "Herkunft der Projektion".
Die Frage stellt sich nun, was diese Erregung des inneren Systems leitet? Sind es nicht eben die Zustände in denen der Reizschutz durchbrochen wird, in denen quasie Außenwelt und Gedächtnis für einen kurzen Moment miteinander Verbunden sind? Ein Blick in Richtung Walter Benjamin zeigt auch schon einen solchen Prozess der Überbrückung: der Film, der aufgrund seiner materiellen Wahrheit den Reizschutz 24mal in der Sekunde zu durchschlagen weiß.
Einige Zeilen zuvor bringt Freud die Syteme W-Bw, V-Bw und U-Bw zu dem Psychischen Gedächtnisapparat zusammen, dessen Wirkungsweise es ist, genau dass besonders gut zu speicher, was nicht in der Erinnerung, d.h. im System W-Bw vorkommt. "Wir stützen uns auf die Eindrücke der psychoanalytischen Erfahrung, wenn wir annehmen, daß alle Erregungsvorgänge in den anderen Systemen Dauerspuren als Grundlage des Gedächtnisses in diesen hinterlassen, Erinnerungsreste also, die nichts mit dem Bewußtwerden zu tun haben. Sie sind oft am Stärksten und haltbarsten, wenn der sie zurücklassende Vorgang niemals zum Bewußtsein kommt."
Die Frage die sich mir nun im Hinblick auf dieses Rückerinnern und die damit einhergehende Projektion stellt, ist die, ob es sein kann, dass die Reste eines filmischen Eindrucks an der narrativen Strategie der Identitätsbildung Teil haben können? Und eine Frage die sich sofort anschließt: Ab welchem Moment findet die Bildung der Identität statt? zum Zeitpunkt des "Eindrucks" oder zum Zeitpunkt, da man beginnt seine inneren Vorgänge auf die Außenwelt rück zu projezieren?
Eine sehr ergiebige Lektüre zu den Fragen des Archivs, war in diesem Zusammenhang Derrida "Mal d'archiv" ["Das Böse/Das Verlangen des Archivs" dt. Dem Archiv verschrieben]. Derrida erkennt - hier sehr verkürz - die Zusammenhänge des Wiederholungszwangs, der jedem Gedächtnis (also auch jedem Archiv) als Grundlage für dessen Verwertbarkeit dient, mit dem Todestrieb, der in Jenseits untrennbar mit dem Wiederholungszwang zusammen gedacht wird. "Das Archiv arbeitet allzeit und apriori gegen sich selbst", heißt es bei Derrida.
Diese These, so provokativ sie vielerorts aufgenommen worden ist, lässt eine dritte Frage im Raum aufkeimen. Angenommen der Film wirkt bei der Identitätsbildung eines Individuums mit, angenommen das Moment der Identität wird als unentscheidbar herausgestell (was freilich einer Frage nach der Verantwortung gegenüber der gezeigten Inhalte korrespondiert), ist es dann nicht möglich, dass ein Gewaltverbreitendes Potenzial, dass den Medien und v.a auch dem Film oft unterstellt wird, letztlich nicht auf die Inhalte des Films, sonder auf die Struktur der Archivtechnik zurückzuführen ist, die den "Destruktionstrieb" quasie latent immer mit sich führt. Ist also das "Subjektil" eine Vermittlung zwischen historischer und materieller Wahrheit, wie es Derrida zu zeigen versucht?
Die Frage stellt sich nun, was diese Erregung des inneren Systems leitet? Sind es nicht eben die Zustände in denen der Reizschutz durchbrochen wird, in denen quasie Außenwelt und Gedächtnis für einen kurzen Moment miteinander Verbunden sind? Ein Blick in Richtung Walter Benjamin zeigt auch schon einen solchen Prozess der Überbrückung: der Film, der aufgrund seiner materiellen Wahrheit den Reizschutz 24mal in der Sekunde zu durchschlagen weiß.
Einige Zeilen zuvor bringt Freud die Syteme W-Bw, V-Bw und U-Bw zu dem Psychischen Gedächtnisapparat zusammen, dessen Wirkungsweise es ist, genau dass besonders gut zu speicher, was nicht in der Erinnerung, d.h. im System W-Bw vorkommt. "Wir stützen uns auf die Eindrücke der psychoanalytischen Erfahrung, wenn wir annehmen, daß alle Erregungsvorgänge in den anderen Systemen Dauerspuren als Grundlage des Gedächtnisses in diesen hinterlassen, Erinnerungsreste also, die nichts mit dem Bewußtwerden zu tun haben. Sie sind oft am Stärksten und haltbarsten, wenn der sie zurücklassende Vorgang niemals zum Bewußtsein kommt."
Die Frage die sich mir nun im Hinblick auf dieses Rückerinnern und die damit einhergehende Projektion stellt, ist die, ob es sein kann, dass die Reste eines filmischen Eindrucks an der narrativen Strategie der Identitätsbildung Teil haben können? Und eine Frage die sich sofort anschließt: Ab welchem Moment findet die Bildung der Identität statt? zum Zeitpunkt des "Eindrucks" oder zum Zeitpunkt, da man beginnt seine inneren Vorgänge auf die Außenwelt rück zu projezieren?
Eine sehr ergiebige Lektüre zu den Fragen des Archivs, war in diesem Zusammenhang Derrida "Mal d'archiv" ["Das Böse/Das Verlangen des Archivs" dt. Dem Archiv verschrieben]. Derrida erkennt - hier sehr verkürz - die Zusammenhänge des Wiederholungszwangs, der jedem Gedächtnis (also auch jedem Archiv) als Grundlage für dessen Verwertbarkeit dient, mit dem Todestrieb, der in Jenseits untrennbar mit dem Wiederholungszwang zusammen gedacht wird. "Das Archiv arbeitet allzeit und apriori gegen sich selbst", heißt es bei Derrida.
Diese These, so provokativ sie vielerorts aufgenommen worden ist, lässt eine dritte Frage im Raum aufkeimen. Angenommen der Film wirkt bei der Identitätsbildung eines Individuums mit, angenommen das Moment der Identität wird als unentscheidbar herausgestell (was freilich einer Frage nach der Verantwortung gegenüber der gezeigten Inhalte korrespondiert), ist es dann nicht möglich, dass ein Gewaltverbreitendes Potenzial, dass den Medien und v.a auch dem Film oft unterstellt wird, letztlich nicht auf die Inhalte des Films, sonder auf die Struktur der Archivtechnik zurückzuführen ist, die den "Destruktionstrieb" quasie latent immer mit sich führt. Ist also das "Subjektil" eine Vermittlung zwischen historischer und materieller Wahrheit, wie es Derrida zu zeigen versucht?
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Invincible
texturmutant, 03:23h
Wahrscheinlich einer der schwächsten Filme von Herzog. Die Geschichte ist schnell erzählt: Der Schmied Zische Breitbart schafft es ungewollt, als Kraftmensch "Sigfried" zu einigem Ruhm und Ansehen im Berlin kurz vor dem Machtergreifung von 1933 zu gelangen. Als sein Bruder Benjamin ihn bei einer seiner Shows besucht, bringt dieser Zische dazu, seine jüdische Herkunft nicht länger zu verleugnen und - entgegen aller Gefahren - als der aufzutreten, der er wirklich ist: ein neuer Samson.
Gefahr droht Zische aber nicht nur von Seiten der SS, deren Vertreter den Nachtclub regelmäßig besuchen, sondern auch von dessen Direktor, dem Okkultisten Hanusen, der mit den Nazis sympatisiert, um im zukünftigen Deutschland unter deren Administration eine herausragende Position zu erhalten. Als Zische ihn des Betrugs bezichtigt, kommt dessen eigene jüdische Identität zum Vorschein, was das Aus für Hanusen bedeutet.
Bei Invincible hat man das Gefühl, das Herzog hier ein für ihn eher untypisches Terrain betreten hat. Die Geschichte zweier Juden im aufstebenden Nazideutschland erscheint als eine Reflektion über die Frage der Assimilation des Jüdischen Volkes als Strategie des Überlebens auf der einen Seite. Diese Frage ist jedoch nicht neu und taucht in der Literatur beispielsweise bei Kafkas "Bericht an die Akademie" auf [dort allerding "als eine Persiflage auf das assimilierte West-Judentum", wie es Max Brod einst formuliert hat. ]. Auf der anderen Seite versucht der Film sich dem Thema der Wahrhaftigkeit von Identität zu stellen, gibt sich dabei aber keine Mühe den Charakteren neben der augenscheinlichen Entwicklung, die sie während dessen durchmachen, eine subtilere psychologische zur Seite zu stellen.
Die beiden Fragen die Herzog aufwirft sind völlig an der Handlung des Film orientieren und kommen kaum in einer eigenen Bildsprache zum Ausdruck, wie man es sonst von seinen Werken gewohnt ist. "Invincible" hat nichts von der Hermeneutik und Entrücktheit anderer Herzogfilme, so dass man die Frage stellen könnte, ob dies nun am Sujet liegt, oder ob sich Herzog diesem Thema eher unambitioniert genähert hatte?
Fakt ist, das "Invincible" nicht mit Werken wie "Herz aus Glas", "Aguirre", oder "Lebenszeichen" konkurrieren kann und sich als Teil des Spätwerkes auch deutlich von diesen unterscheidet.
Gefahr droht Zische aber nicht nur von Seiten der SS, deren Vertreter den Nachtclub regelmäßig besuchen, sondern auch von dessen Direktor, dem Okkultisten Hanusen, der mit den Nazis sympatisiert, um im zukünftigen Deutschland unter deren Administration eine herausragende Position zu erhalten. Als Zische ihn des Betrugs bezichtigt, kommt dessen eigene jüdische Identität zum Vorschein, was das Aus für Hanusen bedeutet.
Bei Invincible hat man das Gefühl, das Herzog hier ein für ihn eher untypisches Terrain betreten hat. Die Geschichte zweier Juden im aufstebenden Nazideutschland erscheint als eine Reflektion über die Frage der Assimilation des Jüdischen Volkes als Strategie des Überlebens auf der einen Seite. Diese Frage ist jedoch nicht neu und taucht in der Literatur beispielsweise bei Kafkas "Bericht an die Akademie" auf [dort allerding "als eine Persiflage auf das assimilierte West-Judentum", wie es Max Brod einst formuliert hat. ]. Auf der anderen Seite versucht der Film sich dem Thema der Wahrhaftigkeit von Identität zu stellen, gibt sich dabei aber keine Mühe den Charakteren neben der augenscheinlichen Entwicklung, die sie während dessen durchmachen, eine subtilere psychologische zur Seite zu stellen.
Die beiden Fragen die Herzog aufwirft sind völlig an der Handlung des Film orientieren und kommen kaum in einer eigenen Bildsprache zum Ausdruck, wie man es sonst von seinen Werken gewohnt ist. "Invincible" hat nichts von der Hermeneutik und Entrücktheit anderer Herzogfilme, so dass man die Frage stellen könnte, ob dies nun am Sujet liegt, oder ob sich Herzog diesem Thema eher unambitioniert genähert hatte?
Fakt ist, das "Invincible" nicht mit Werken wie "Herz aus Glas", "Aguirre", oder "Lebenszeichen" konkurrieren kann und sich als Teil des Spätwerkes auch deutlich von diesen unterscheidet.
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7. November 2005
Bundestagspetition zur Novellierung des Paragraphen 131
texturmutant, 15:21h
Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde vom Karlsruher Amtsgericht der Goreklassiker "Blood Feast" von Hershell Gordon Lewis nach über 40 Jahren einer Bundesweiten Beschlagnahmung unterzogen. Der Verein zur Förderung von Medienkompetenz Medialog e.V hatte darauf hin reagiert und eine Petition erlassen, um für die fragliche Gesetzesgrundlage, den Paragrafen 131 des Strafgesetzbuches, eine Novellierung zu erwirken.
Der Hintergrund dieser Bundesweiten Aktion war, dass der Film nicht nur ein historischer Meilenstein der Filmgeschichte ist, und damit unter Film- und Kulturwissenschaftlicher Perpektive ein wertvolles Werk, sondern auch, dass es es in einer Demokratie noch immer möglich scheint, Kunstwerke unter fachlich sehr zweifelghaftem Einwänden schlichtweg zu verbieten. Darüber hinaus wird das Verbot unter rationalen Gesichtspunkten fraglich, da der Film eher eine Humoreske auf das Spektakel des Kinos des 20, Jahrhunderts darstellt, als eine ernstgemeinten Grusel- resp. Horrorfilm. Oder um es kurz zu sagen: "Blood Feast" hat kein Jugendgefährdendes Potential und was noch viel wichtiger ist, der Film leitet auch keinen Erwachsenen zur Nachahmungstat an, wie u.a. von der zuständigen Behörde behauptet.
Das traurige Fazit: Hershell Gordon Lewis Werk wurde das Opfer mangelnder Fachlicher Auseinandersetzung und der Scheu sich einem viellecht bisher weniger bekannten Thema auf sachliche Weise zu stellen.
Der Petitionsausschuß empfahl am 15. Oktober 2005 das Petitionsverfahren einzusetllen, unter Berufung auf geltendes Recht. Eine Ausführliche Stellungnahme findet sich bei FLM und Medialog e.V
Der Hintergrund dieser Bundesweiten Aktion war, dass der Film nicht nur ein historischer Meilenstein der Filmgeschichte ist, und damit unter Film- und Kulturwissenschaftlicher Perpektive ein wertvolles Werk, sondern auch, dass es es in einer Demokratie noch immer möglich scheint, Kunstwerke unter fachlich sehr zweifelghaftem Einwänden schlichtweg zu verbieten. Darüber hinaus wird das Verbot unter rationalen Gesichtspunkten fraglich, da der Film eher eine Humoreske auf das Spektakel des Kinos des 20, Jahrhunderts darstellt, als eine ernstgemeinten Grusel- resp. Horrorfilm. Oder um es kurz zu sagen: "Blood Feast" hat kein Jugendgefährdendes Potential und was noch viel wichtiger ist, der Film leitet auch keinen Erwachsenen zur Nachahmungstat an, wie u.a. von der zuständigen Behörde behauptet.
Das traurige Fazit: Hershell Gordon Lewis Werk wurde das Opfer mangelnder Fachlicher Auseinandersetzung und der Scheu sich einem viellecht bisher weniger bekannten Thema auf sachliche Weise zu stellen.
Der Petitionsausschuß empfahl am 15. Oktober 2005 das Petitionsverfahren einzusetllen, unter Berufung auf geltendes Recht. Eine Ausführliche Stellungnahme findet sich bei FLM und Medialog e.V
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6. November 2005
In Memory of Rebecca
texturmutant, 15:39h
Wie ich vor einiger Zeit angedeutet hatte, arbeite ich gerade an einem Artikel für die Zeitschrift Thesis. Mein Thema ist das Gedächtnis im/des Films, wobei mich besonders der Aspekt der Identiät interessiert, die nach Ricoeur durch narrative Strategien konstruiert wird. Soll heißen, eine Subjektive oder kollektive Identität ist nichts anderes als eine Geschichte - eine narrative Identität.
Gestützt wird diese These von dem bekannten Gedächtnisforscher Daniel Schacter, der eben dieses identitätsstiftende Moment in seinem Buch "Wir sind Erinnerung" thematisiert. Besonders Interssant ist hierbei der Begriff des "Erinnerungserlebnisses", den Schacter in den ersten Kapiteln prägt. Dieses Erinnerungserlebnis stellt sich ein, wenn wir uns bestimmte Gedächtnisspuren, sogenannte Engramme, zu einer komplexen Erinnerung verdichten.
Dabei ist es aber notwendig die Lückenhaftigkeit dieser Engramme zu berücksichtigen. Es gibt nach Schacter keine Vollständigen Erinnerungen, es gibt nur fragmente, die dann vom Erinnerer zu einer Geschichte zusammengesetzt und ergänzt werden. [Der Begriff des Engramms geht auf den Pionier der Gedächtnisforschung Richard Semons zurück.]
Das gerade diese Lücken aus Psychoanalytischer Sicht sehr interessant sind dürfte spätestens hier klar sein. Es sind gerade diese Brüchstückhaften Erinerungen, wagen andeutungen und Unsicherheiten, die Hitchcocks Rebecca auszeichnen. Der Film spielt mit den manigfachen Verstrickungen die sich ergeben, als der reiche Mr. de Winter nach dem Tod seiner Frau Rebecca die naive und viel zu junge "zweite Mrs. de Winter heiratet.
Als er sie auf sein Anwesen nach Menderly mitnimmt, offenbart sich ihr ein Palast des Andenkens an die verstorbene Ehegattin. Das Gebäude ist eine Archiv des Nicht-Vergessens, welches zu allem Verdruss auch noch von der früheren Haushälterin Rebeccas, Mrs. Denver, mit neurotischem Ernst gepflegt wird. Allerdings spricht niemand mit der neuen Mrs. de Winter über den tragischen Tod ihrer Vorgängerin und so versucht sie anhand der Spuren diese Geschichte zu rekonstruieren. Das sie diese Gedächtnisarbeit immer mehr von ihrem Mann entfremdet, wird schließlich von dem auftauchen des "echten Leichnams" unterbrochen und plötzlich bekomt der Film, in alter suspense Manier eine folgenschwere Wendung. Der Verdacht kommt auf, dass Mrs. de Winter ermordet wurde.
Hitchcock spielt in seinem 1940 gedrehten Klassiker mit der Gewalt des Gedächtnisses, mit den Erinnerungen an den Tod, die letztendlich jedem Archiv essenziell ist - ich blicke hier in Richtung Derrida - , dem verwischen und wieder hervortreten von Spuren eines früheren "Verbrechens" und vor allem der Konstruktion verschiedener Identitäten mit Hilfe dieser Spuren.
Beispielsweise wird den ganzen Film über das Bild des verzweifelten Ehemannes vermittelt, der die junge Frau nur heiratet um die Lücke in seinem Leben wieder aufzufüllen. Erst mit dem auftauchen der Leiche wird dieser Figur eine gaz andere Identität verschafft. "Maxim'" ist nun nicht mehr der für den man ihn gehalten hat. Seine Figur wird umgeschrieben und zu einem Opfer der Umstände stilisiert. Ebenso die naive zweite Mrs. de Winter (die bezeichnenderweise den ganzen Film über diesen Namen trägt) erfährt eine Wandlung sobal neue Fragmente aus aus der Vergangenheit geborgen werden.
Dieser Aspekt lässt sich mit Freuds "Der Mann Moses" engführen, in welchem, am Beispiel der Gründungsgeschichte des israelischen Volkes, die psychologischen Mechanismen einer bestimmten Identitätsstiftung herausgestellt werden. Interessant ist diese Bestimmtheit nach Freud desshalb, weil sich zwischen der traumatischen Neurose und einer kollektiven Erinnerung (für die individuelle Erinnerung wird dann "Über Deckerinnerungen" zu Rate gezogen werden) der Indifferenzpunkt der Latenz steht.
To be continued....
Gestützt wird diese These von dem bekannten Gedächtnisforscher Daniel Schacter, der eben dieses identitätsstiftende Moment in seinem Buch "Wir sind Erinnerung" thematisiert. Besonders Interssant ist hierbei der Begriff des "Erinnerungserlebnisses", den Schacter in den ersten Kapiteln prägt. Dieses Erinnerungserlebnis stellt sich ein, wenn wir uns bestimmte Gedächtnisspuren, sogenannte Engramme, zu einer komplexen Erinnerung verdichten.
Dabei ist es aber notwendig die Lückenhaftigkeit dieser Engramme zu berücksichtigen. Es gibt nach Schacter keine Vollständigen Erinnerungen, es gibt nur fragmente, die dann vom Erinnerer zu einer Geschichte zusammengesetzt und ergänzt werden. [Der Begriff des Engramms geht auf den Pionier der Gedächtnisforschung Richard Semons zurück.]
Das gerade diese Lücken aus Psychoanalytischer Sicht sehr interessant sind dürfte spätestens hier klar sein. Es sind gerade diese Brüchstückhaften Erinerungen, wagen andeutungen und Unsicherheiten, die Hitchcocks Rebecca auszeichnen. Der Film spielt mit den manigfachen Verstrickungen die sich ergeben, als der reiche Mr. de Winter nach dem Tod seiner Frau Rebecca die naive und viel zu junge "zweite Mrs. de Winter heiratet.
Als er sie auf sein Anwesen nach Menderly mitnimmt, offenbart sich ihr ein Palast des Andenkens an die verstorbene Ehegattin. Das Gebäude ist eine Archiv des Nicht-Vergessens, welches zu allem Verdruss auch noch von der früheren Haushälterin Rebeccas, Mrs. Denver, mit neurotischem Ernst gepflegt wird. Allerdings spricht niemand mit der neuen Mrs. de Winter über den tragischen Tod ihrer Vorgängerin und so versucht sie anhand der Spuren diese Geschichte zu rekonstruieren. Das sie diese Gedächtnisarbeit immer mehr von ihrem Mann entfremdet, wird schließlich von dem auftauchen des "echten Leichnams" unterbrochen und plötzlich bekomt der Film, in alter suspense Manier eine folgenschwere Wendung. Der Verdacht kommt auf, dass Mrs. de Winter ermordet wurde.
Hitchcock spielt in seinem 1940 gedrehten Klassiker mit der Gewalt des Gedächtnisses, mit den Erinnerungen an den Tod, die letztendlich jedem Archiv essenziell ist - ich blicke hier in Richtung Derrida - , dem verwischen und wieder hervortreten von Spuren eines früheren "Verbrechens" und vor allem der Konstruktion verschiedener Identitäten mit Hilfe dieser Spuren.
Beispielsweise wird den ganzen Film über das Bild des verzweifelten Ehemannes vermittelt, der die junge Frau nur heiratet um die Lücke in seinem Leben wieder aufzufüllen. Erst mit dem auftauchen der Leiche wird dieser Figur eine gaz andere Identität verschafft. "Maxim'" ist nun nicht mehr der für den man ihn gehalten hat. Seine Figur wird umgeschrieben und zu einem Opfer der Umstände stilisiert. Ebenso die naive zweite Mrs. de Winter (die bezeichnenderweise den ganzen Film über diesen Namen trägt) erfährt eine Wandlung sobal neue Fragmente aus aus der Vergangenheit geborgen werden.
Dieser Aspekt lässt sich mit Freuds "Der Mann Moses" engführen, in welchem, am Beispiel der Gründungsgeschichte des israelischen Volkes, die psychologischen Mechanismen einer bestimmten Identitätsstiftung herausgestellt werden. Interessant ist diese Bestimmtheit nach Freud desshalb, weil sich zwischen der traumatischen Neurose und einer kollektiven Erinnerung (für die individuelle Erinnerung wird dann "Über Deckerinnerungen" zu Rate gezogen werden) der Indifferenzpunkt der Latenz steht.
To be continued....
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17. Oktober 2005
texturmutant, 22:18h
Netter Fund.
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