23. Januar 2006

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21. Januar 2006
Notiz zu Benjamin
Die "Berliner Kindheit" ist nach dem Muster der römisch/antiken Gedächtniskunst oganisiert. Benjamin nimmt einzelne Bilder (images) oder Orte (loci) um sie zu Gedächtnismetaphern zu verdichten, an denen er dann seine Erzählungen orientiert: "Das Telephon", "Die Siegessäule", "Der Lesekasten"; all das sind Lesezeichen die er sich angelegt hat; sein Buch ist die Architektur Berlins, seiner Elternwohnung, seines Zimmers.
Diese Lesart passt dann sehr gut mit der Bedeutung der Architektur im Kunstwerkaufsatz zusammen. Nimmt aber ein Stückweit die Apparatmetapher hinter eine antike Archiv- oder Magazinmetapher zurück. Darin liegt auch ein Teil der Inkonsistenz der Benjaminschen Gedächtnistheorie.

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Clash of Theories
Momentan geht bei mir gar nix mehr. Hab zum einen das Gefühl überhaupt nicht mit der Arbeit vorran zu kommen, auf der anderen Seite zeigt sich mir ein Wust von ähnlichen und doch verschiedenen Theorieansätzen; jetzt hab ich auch noch Benjamin in dem Thema drin und sollte doch eigentlich noch eine Freuduntersuchung über die Gedächtniskonzepte inder Psychoanalyse mit einbeziehen. Zu allem überfluss besteht meine arbeit noch immer aus einem gonzomäßigen Sammelsurium unzähliger Notizzettel, Bucheinlagen und uneinheitlich, weil zu unterschiedlichen Zeiten verfassten Exzerpten.

Die chaotische Organisation des Gedächtnisses, dieses paradoxe undurchsichtige Memorialtestikel manifestiert sich als ausgelagerte Metapher auf meinem Schreibtisch und wie ich vorhin einem Freund mitgeteilt habe: Je weiter ich vordringe, desto weniger weiß ich davon. Ich verstehe Foucault (man verzeihe mir meine Anmaßung), wenn er sagt, dass das Schreiben keinen Spaß macht. Es ist ein ewiger Kampf mit sich selbst. Das Gedächtnis kämpft gegen sich selbst.

Darüber hinaus ist mein Biorhythmus auf Nacht und Tagmodus eingestellt, was effektive 4-5 Stunden Schlaf bedeutet...mir fehlt einfach mal wieder ein kartatisches Besäufnis, das letzte liegt immerhin schon 6 Tage zurück. Verdammt! "We where somwhere around Barsdow, at the edge of the desert, as the drugs began to take over..."

Ich werd die Arbeit radikal beschränken müssen, sonst läuft das ganze Gefahr im Undifferenzierten zu versanden.
Habe übrigens einen Film für meine Besprechung ausgewählt, der mir nach langem hin un dher vor kurzem in die Hände gefallen ist: Smoke von Wayne Wang. Die Geschichte eignet sich hervorragend um die Theorie der narrativen Identität zu erhellen, denn die Geschichten, die die einzelnen Protagonisten aus ihrem Leben erzählen, lassen sich nicht zwischen autobiographischen und fiktiven Stories unterscheiden. Als Zuschauer hat man immer das unbestimmte Gefühl auf den Arm genommen zu werden, wird aber hin und wieder aus seiner skeptischen Haltung geholt, indem sich kleine Details der Geschichten bestätigen, aber eben nie alles.
Außerdem spielt der Film sehr schön auf die Apparatmetapher des Photographischen Gedächtnisses und die Perspektivierung von Erinnerung an.

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20. Januar 2006
Den Terrorismus dekonstruieren
Eine der letzten maßgeblichen Veröffentlicheungen Jacques Derridas, war der mit Jürgen Habermaß zusammen herausgegebene Interviewband "Schurken". Derrida entfaltet dort im Gespräch mit der italienische Philosophin Giovanna Borradori eine Idee dessen, was er mit dem Begriff der "Autoimunisierung" beschreibt.
Demnach folgt der "Krieg gegen den Terrorismus" einer "Logik der Autoimunisation", eines Prozesses also, der sich im politischen/nationalstaatlichen System abspielt und dieses gleichzeitig von innen zersetzt, marodiert und bekämpft. Diese Selbstmörderischen Tendenzen sind nicht von außen in das System eingeimpft, sie sind vielmehr dem System inhärent (einschließlich den Anschlägen vom 11. September).

Für Derrida besteht Verantwortliches Politischen Handeln nun darin den Begriff des Terrorismus zu dekonstuieren, denn seine öffentliche und zuweilen naive Instrumentalisierung befördert letztenendes nur die Sache des Terrorismus, anstatt sie zu bekämpfen.

Eine Dekonstruktion des Begriffs Terrorismus, sähe nach Derrida so aus, den öffentliche Diskurs und die damit verbundene mediale Inszenierung heraus zu präparieren, um zu beleuchten, wer in diesem Diskurs die Instrumentalisierung des Terrorismus vorantreibt und den Feldzug gegen selbigen zum Kreuzzug nationalsaatlicher Wertvorstellungen stilisiert.

In diesem Sinne empfehle ich dem Staatspräsidenten Jacques Chirac die eingehende Lektüre seines franco-algerischen Landsmannes. Dies soll darüber hinaus keine überheblich Geste sein; ganz im Gegenteil: da ich gerade selber in diesem Land lebe, habe ich ein großes persönliches Interesse daran, dass das System sich nicht selbst zerstört. Und die Ernsthaftigkeit meines Anliegens soll damit unterstrichen sein.

Also bitte Herr Chirac: Bevor sie sich zu weiteren öffentlichen Maßnahmen, oder Medienauftritten welcher Art auch immer entschließen, lesen sie! Lesen sie so viel sie können. Und als Besondere Lektüreempfehlung schlage ich das eben genannte Buch von Derrida und Habermaß vor.
Darüber hinaus lesen sie "Gastfreundschaft" von selbigem Autor, sowie "Die Transparenz des Bösen" und "Amerika"von Jean Baudrillard; ebenfalls einer der ihren. Die Liste ließe sich noch weiter führen, aber für den Einstieg sollte dies erst einmal genug zu denken geben. Ich wünsche ihnen in diesem Sinne inspirierende Lektürestunden.

Mit besten Grüßen
texturmutant

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19. Januar 2006
Film-Gedächtnis
Der niederländische Psychologiehistoriker Douwe Draaisma hat in seinem Buch "Die Metaphernmaschine - Eine Geschichte des Gedächtnisses", herausgestellt, dass die Gedächtnisforschung einer jeweiligen Epoche stehts die vorherrschenden Medientechniken als Erklärungsmodelle zu Rate gezogen hat. So zeichnet er, in dem er die Metapher als heuristisches Instrument der kognitionspsychologie bestimmt, den Weg der Denkbilder nach, die von Platons Wachstafel über Fludds Gedächtnistheater, die Schrift, das Mikroskop, nach dem Niedergang des Mechanizismus in der Romantik die Landschaft, bis hin zum Phonographen und schließlich zur Gehirnmetapher neuronaler Netzwerke reicht.

Draaisma legt den Schwerpunkt seiner Untersuchungen dabei auf die jeweilige Beeinflussung psychologischer Kategorien durch die Medientechnik. Er zeigt aber auch, wie beispielsweise im Fall der Hologramm-Metapher der umgekehrte Fall eingetreten ist, und die Psychologie die entscheidende Wende zur Begriffsbildung markiert.

Interessant ist dabei für meine Arbeit, dass Draaisma zwar die Photographie, den Phonographen und später auch den Computer in aller Ausführlichkeit behandelt, jedoch dem Film als Gedächtnismetapher nur beiläufige Bedeutung beimisst, obwohl gerade der Film, nach Benjamins berühmtem Traktat, ein bewußtseinveränderndes Potential hat. Im Anschluss daranstellt sich mir die Frage, ob es eine Verständigung über das Gedächtnis, das Erinnern und das Vergessen gibt, die nur vor dem Hintergrund des Films relevant sind.

An dieser Stelle Blicke ich freilich wieder in die Richtung Freuds. Nicht nur, dass sich die freudschen Begriffe, der Latenz, der Deckerinnerung, des Wiederholungszwangs etc. auf filmische Inhalte anwenden lassen, sie lassen sich ebenso auf die Strukturen des Mediums beziehen. Nimmt man den Film beispielsweise unter dem Gesichtspunkt von Schnitt und Montage in den Blick, so ließe sich die vorsichtige Vermutung anführen, dass hier ähnliche mechanismen wirken, wie bei der identifizierenden Nacherzählung eines Individuums (siehe "Narrative Identität").

Eine weitere Sache ist mir aufgefallen, die mir zunächst nicht wichtig vorkam: Freud hat als Zeitgenosse des Films dieses Medium nie in seine Theorie mit aufgenommen, obwohl er ein Meister der Bildersprache war und oft und viele Metaphern verwedet hat. Auch hier die zunächst Vorsichtige Vermutung, ob die Verdängung des Films aus den Schriften Freuds nicht einem anderen Begehren den Vorzug gegeben haben könnte.

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18. Januar 2006
Gesehen
Pietro Francisci: "Hercules" (1958)

Alter Fernsehklassiker mit faszinierend falscher Nacherzählung griechischer Gründungsmythen; Steve Reeves in der Hauptrolle.

Hercules rettet Iole, der Tochter des Pelias das Leben und wird so in den Königshof eingeführt. Sein erbitterter Konrurrent ist Iphitus, des Pelias Sohn, der schließlich von einem Löwen - die Geschichte spielt freilich am Mittelmeer, also der natürlichen Heimat menschenfressender Löwen - umgebracht wird.

Herkules bekommt für diesen Vorfall die Schuld zugeschoben und muss nun auf Geheiß der Götter den "Cretan Bull" töten, die wildeste Bestie, die es je gab. Diese ist auch eine der bezeichnensten Szenen, da Herkules im wesentlichen mit einem auf ein Fahrzeug gebundenen Büffelkopf kämpft, der immer wieder im Gegenschnitt mit einem über eine Heide laufenden Stier kontrastiert wird:D

Und auf diese Art geht der Film auch weiter. Der Held trifft dort auf Jason den rechmäßigen Tronerben, dessen Vater von Pelias umgebracht wurde. Herkules verspricht Jason zu seinem Recht zu kommen. Mit Hilfe des Goldenen Fließes soll dies erreicht werden und sogeich wird eine Mannschaft zusammen gestellt, bei der auch der Junge Odysseus mit von der Partie ist.

Die Reise führt dann über die Insel der Amazonen, deren Ausstattung mindestens ebenso amüsant ist, wie der fellene Lendenschurz, des Helden. Diese Amazonen sind aber eigentlich Sirenen, was spätestens bei der Fluchtszene von der Insel klar ist...etc.

Alles in allem hab ich den Film genossen, da ich einfach ein Faible für derart abgeschmackte Sandalenfilme habe. Den Streifen kann man sich übrigens bei Archive.org für lau und in exzellenter Quallität runterladen. Besonderes Gimmick: Die Haartolle von Herkuless, die auch nach dem wüstesten Kampf noch eine Drei-Wetter-Tafft-Mäßige Passform hat.....Viel Vergnügen.

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Gesehen
George A. Romero: "Land of the Dead" (2005)

Ziemlich bescheidener Zombiefilm, der es leider nicht über die "Night of the Living Dead" - Marke geschafft hat. Der Plot ist hier schnell erzählt:

Die letzten lebenden Menschen verschanzen sich in einer vom Militär bewachten, umzäunten Stadt und lassen die Zombies - wie sollte es auch anders sein - zunächst einmal draußen. Irgendwie fangen diese aber unter der "Führung" eines ehemaligen Tankwarts an, Werkzeug, sprich: ihr Gehirn zu benutzen, was dazu führt, dass die Zombies in die Stadt ein- und über die Menschen herfallen können.
Im letzten Augenblick schafft es eine kleine Gruppe überlebender der Todesfalle zu entkommen und sowohl die Helden, als auch deren Zombiehafter Wiedersacher bleiben am Ende des Films am Leben; eine theatralische Variante des berühmten Mozart - Requiems "Agnus Dei" stimmt den entnervten Zuschauer schon einmal auf die drohende Fortsetzung ein, die, sollte sie nicht entschieden besser werden den Kinobesucher wegenen akuten Gehirnversagens selbst zum Zombie mutieren lassen wird.

Vielleicht sollte Romero ins Pornogeschäfft wechseln und dort einmal mit "Fucking the Dead" für Furore sorgen, den würd ich mir dann auch noch anschauen :D

Zugegeben: Was Romero mit den Masken gemacht hat ist ganz ohne Frage eine exzellente Leistung gewesen, aber die Technik sollte in diesem Fall nicht über den vermurksten Film hinwegtäuschen - der Mann wird halt älter.

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9. Januar 2006
Gesehen
Fassbinder: "Lili Marlen"
Eine Geschichte über den Aufstieg der Lili Marlen im Nazideutschland um 1940. Lili schafft es mit ihrem berühmten Schlager zu einigem Ruhm und Ansehen und wird sogar vom Führer persönlich protegiert. Jedoch hängt ein drohender Schatten über allem - ihre Beziehung zu dem Jüdischen Dirigenten Robert Mendelson. Dieser verhilft im Untergrund operierend, jüdischen Familien in die Schweiz zu fliehen. Die Situation spitzt sich zu, als er Lili für seine Zwecke einspannt.
Dem Film um Propaganda und Schlagerschnulze unterlegt Fassbinder in alter Manier eine Geschichte über eine Ungleiche Beziehungskonstellation. Diesmal geht die Dissymetrie zwischen Mann und Frau nicht von einem der Partner aus, sondern von den Umständen, denn Robert, der sich klar zu Lili bekennt, wird von seiner Familie daran gehindert eine Liaison mit der Sängerin einzugehen.
Intelligenter und Spannender Film. Schygula in Höchstform.

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31. Dezember 2005
Deep Mix Moskau Radio
Hier noch ein kleiner hint, für alle Minimalisten, die noch den passenden Sylvestersound suchen. Deep Mix ist ein Moskauer Sender, der Rund um die Uhr ein ausgesuchtes Programm mit solch fetten Acts wie "antonelli elektr" oder "borneo und sporenburg" im Set hat. Fetter Sound!

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Unstet
Leider habe ich mich in letzter Zeit von meinem blog fern halten müssen. Meine Freundin hat mich für zwei Wochen in Paris besucht, danach war ich eine Woche in Köln unterwegs, um für einen Artikel zu recherchieren, dann zwei Wochen im Schwarzwald gewesen und mit einem Freund drei elektro tracks aufgenommen und mit der Familie Weihnachten gefeiert, jetzt wieder hier und Sylvestervorbereitungen treffen....:| ...bin ein wenig aus der Puste...

Und jetzt die Gute Nachricht: Habe von meinem Redakteur eine Ganze Batterie Rezensionsbücher und -filme erhalten. Sofern sich mein Providerwechsel hier in Paris reibungslos vollzieht, werde ich ausgiebig von den einzelbänden Bericht erstatten.

Bis dahin wünsche ich allen, denen meine Schreiblaunen noch nicht auf die Nerven gegangen sind und die mir bis hier her die Treue gehalten haben, ein gesegnetes Neues Jahr.

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