15. März 2006
"You and me will all go down in history; with a sad state of liberty and a generation that didn't agree." - System of a down "Mezmerize"

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"Sahst du deinen Freund schon schlafen – damit du erfahrest, wie er aussieht? Was ist doch sonst das Gesicht des Freundes? Es ist dein eigenes Gesicht auf einem rauen und unvollkommenen Spiegel.
Sahst du deinen Freund schon schlafen? Erschrakst du nicht, daß dein Freund so aussieht?" Nietzsche - Also sprach Zarathustra

Schlechte Nachrichten kommen immer von den falschen Menschen.

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"Weißt du, bei uns gibt es viele Prügel, viel Ruten- und Peitschenhiebe, und das ist national. Bei uns sind angenagelte Ohren undenkbar, wir sind immerhin Europäer; aber Ruten und Peitschen sind etwas, das zu uns gehört und uns nicht genommen werden kann." - Dostojewski: Die Brüder Karamasoff"

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14. März 2006
Die Staatsmacht bleibt, der Protest bleibt - wo bleibt die Einsicht
Seit den frühen Morgenstunden des 12. März 2006 ist die Besetzung der Sorbonne offiziell für beendet erklärt. Beendet? Nein. Die Besetzung fängt jetzt erst an. Nicht aber durch demonstrierende Studenten, sondern durch die CRS, die das Gebäude kurzerhand zur Einsatzzentrale gemacht hat.

Eine Spezialeinheit der CRS stürmte gegen vier Uhr morgens das Gebäude, wobei es zahlreiche Verletzte gab. Dennoch ist die Besetzung der Universität noch nicht beendet, den die CRS-Truppen machen bis jetzt noch keine Anstalten den Ort des Geschehens zu räumen. Angeblich, so die offizielle Stellungnahme, kam es in der Sorbonne zu so massiven Sachbeschädigungen, dass diese auch für die nächste Woche unbetretbar bleibt. Es wäre jedoch zu untersuchen, ob die Schließung der Universität nicht aus strategischen Gründen geschieht. Derweil haben sich zahlrreiche Universitätsrektoren der übrigen fünfzig in Frankreich geschlossenen Unis zu Wort gemeldet. Sie beziehen nun nach und nach Stellung gegen die CPE, da sie sich mit einem Einlenken de Villepins die Rückkehr der Normalität an den Hochschulen versprechen. Der Protest geht derweil mit unverminderter Härte weiter. Am gestrigen Nachmittag kam es in der Stadt wieder zu zahlreichen Demonstrationen, wobei hauptsächlich die großen Verkehrsknoten betroffen gewesen sein dürften. Wie immer konzentrierten sich die Ausschreitungen, der sonst friedlich verlaufenen Aktionen vor der Sorbonne.

In der Le Monde wurde heute eine Photostrecke veröffentlicht, die aber hauptsächlich die Gewalt der Demonstranten zeigt. Nach alter Manier werden hier wieder Medien manipulativ eingesetzt und sollen, wie schon die Tage zuvor, die Öffentlichkeit von der Unbescholtenheit der Polizei überzeugen. Stattdessen werden in Zahlreichen beiträgen die Protestierenden militant genannt. Dennoch kann man wohl kaum von Propaganda sprechen, als vielmehr von den Indikatoren einer voreingenommenen Berichterstattung. Diese ist, mit Außnahme einiger weniger unabhängiger Zeitungen, leider eine gängige Praxis. Voraussichtlich werden sich die Auseinandersetzungen auch noch bis in die nächste Woche hinein ziehen. Es bleibt abzuwarten, ob sich an der Berichterstattung dann noch etwas ändern wird.

Es stellt sich noch die Frage nach der Besetzung der Sorbonne. Wer ist für den angeblich so immensen Sachschaden eigentlich verantwortlich, der hier als offizieller Grund für die anhaltende Schließung des Gebäudes angeführt wird? Sind die Schuldigen auf Seiten der Studenten zu suchen, oder könnte es auch so sein, dass die Polizei die Einrichtungen und Computer zerstört hat, wie eine inoffizielle Quelle berichtet. Soches soll in der Vergangenheit schon öfters passiert sein. Die CRS ist bekannt für ihr hartes Vorgehen und es werden Vermutungen laut, dass sie mit solchen Inszenierungen ihren Einsatz zu legitimieren versucht. Die Offizielle Seite berichtet nämlich lediglich von randalierenden Studenten. Ob nun die CRS, oder die Studenten den Schaden in der Sorbonne verursacht haben, bleibt für den Außenstehenden aber letztlich unentscheidbar. Es ist auch damit zu rechnen, dass sich die Proteste gerade dort bündeln, wo sich der Widerstand der Staatsgewalt am deutlichsten manifenstiert. Warum also gerade die Universität, obwohl es unzählige Orte gäbe, die als Planungszentrale eventuell besser geeignet wären und die nicht ein solch provokatives Potenzial hätten.

Für Donnerstag sind von der Union nationale des étudiants de France, kurz UNEF, wieder allgemeine Demonstartionen angekündigt worden. Man kann also davon ausgehen, dass sich auch morgen Abend die Gegner wieder gegenüber stehen - vor der Sorbonne. Es stellt sich also die berechtigte Frage, warum die Polizei diesen Standort nicht aufgibt und zur Deeskalation beiträgt, indem sie sich auf ein anderes Gebiet konzentriert? Man wird einwenden können, dass die Sicherheitskräft aus rein strategischen Gründen ihre Stellung halten. Die Sorbonne befindet sich mitten in der Stadt, die Einsatzleitung hat sich bereits "eingegraben" und ein Standortwechsel wäre für die Koordination der Einheiten mit umständlichen Unterbrechungen verbunden. Es frägt sich aber, worum es bei dieser ganzen Aktion letzlich geht sollte, wenn nicht um Deeskalation. Für diese wird aber leider nichts getan. Es gibt keine Einsicht in die Provokation durch die Anwesenheit der Polizei und ich bin mir sicher, dass durch deren Rückzug auch die Demonstartionen in diesem Gebiet abflachen würden. Umgekehrt sollte selbstredend auch von den Demonstranten ein Gewaltverzicht gefordert sein. Und es ist absolut intolerabel, daß es immer wieder Demonstranten gibt, die den Protest mit Randale verwechsel.

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11. März 2006
Voila du budin...
Gestern Nacht kam es wieder zu Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten. Ich traf so gegen 22 Uhr am Place de la Sorbonne ein, wo bereits Barikaden errichtet worden waren. Die Kreuzung war von einem großen Lagerfeuer erhellt, Passanten spazierten zwischen den Demonstranten umher und hätte man nicht um den ernst der Lage gewußt, hätte man zu diesem Zeitpunkt annehmen können, dass die Proteste eher einem Volksfest gleichen.

Dazu kam noch, dass sich dieses Mal ziehmlich viele banlieus unter die Studenten gemischt hatten, die wohl mit einem Revival der Herbstausschreitungen rechneten. Trotz allem gaben die Demonstranten keinen Grund zur Geltanwendung. Erst als die Polizei gegen Mitternacht wieder Tränengas einsetzte, kam es zur offenen Konfrontation, die jedoch bald wieder mit der Rückeroberung der Kreuzung abflaute.

Wie die Proteste abgelaufen sind ist dabei aber eigentlich nebensächlich, da Gewalt, egal von welcher Seite intollerabel ist. Das Scharmützel gegen Mitternacht hatte lediglich zum Ziel die Studenten von der Uni fern zu halten, damit eine Spezialeinheit in aller Ruhe das Gebäude Stürmen und die darin befindlichen Studenten "unschädlich" machen konnte. Angeblich kam es dabei zu heftiger Gegenwehr. Allerdings ist auch klar, dass die Studenten, die sich auf der Straße befanden, nur aufgrund der Anwesenheit zahlreicher Reporterteams einem größeren Gewaltakt entgingen.

"...es gibt Blutwurst", so die erste Zeile eines bekannten Militär-Marsches. Eventuell kommen die Ausschreitungen heute Nacht zu ihrem Höhepunkt. Man wird sehen, was daraus wird.

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10. März 2006
Die Staatsmacht bleibt noch eine Weile
Gerade komme ich von der Universität zurück. Die Polizei hat nun das Gelände um die Sorbonne systematisch abgeriegelt. Die Schäden der letzten Nacht wurden freilich weitetgehend beseitigt, um die Touristen nicht zu verschrecken, die an der ganzen Aktion bis jetzt ein reges Interesse gezeigt haben. Nach Ankündigung der "Behörden" bleibt die fac auch morgen noch geschlossen.

Alles in allem sieht die Situation so aus, dass sich die Polizei auf massiveren Wiederstand gegen die unbotmäßige Schließung der Paris IV eingestellt hat. Mitlerweile ist auch der Fernsehsender canal+ am Ort des Geschehens eingetroffen. Es bleibt abzuwarten wie die Studenten im Laufe des Tages reagieren werden. Ob sich die gestrigen Szenen heute Abend noch einmal wiederholen wird sich wohl im Laufe des Nachmittags entscheiden.

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Die Gewalt des Staates - ein Augenzeugenbericht
Der 9. März 2006 wird wohl als der Tag nach 68 in die Geschichte der Sorbonne eingehen. Alles sollte mit einem harmlosen Studentenstreik beginnen und endete schließlich in der Verwüstung des Pariser Studenten Viertels Quartier Latin.

Schon am Mittag hatten Studenten im Zuge einer Demonstration, die sich gegen die Einführung des CPE - einer Aufweichung des Arbeitsrechtes für unter 26jährige - richtete, die Rektorate und Hörsääle der Paris IV besetzt. Schon am Mittag, war, wie bereits die Tage zuvor die Polizei anwesend; und wie schon Tage zuvor hinderte die Polizei die Studenten daran die Universität zu betreten.

Wahrscheinlich auf Geheiß des, seit den Pariser Unruhen vom Herbst letzten Jahres als radikal verschriehenen Innenministers Sarkosy, wurde dann noch die CRS eingesetzt, die hierzulande mit dem Bundesgrenzschutz vergleichbar wäre.

Obwohl, die Demonstartion bis zum Abend friedlich verlaufen war, wurden immer mehr Polizeieinheiten zur Sorbonne geschickt, deren Auftreten alles andere als Deeskalation versprach und hierzulande bestenfalls, bei einem terroristischen Angriff zum Einsatz käme. Soll heißen: Vollkörperpanzerung, Helm, Antiterrorschild und leichte Bewaffnung waren die Standartausrüstung.

Als sich dann gegen 21 Uhr eine Blaskappele zur solidarischen Unterstützung einfand und die Stimmung unter den Demonstranten bereits in eine eher harmolse umschlug, feuerte die Polizei in die Gruppe der Musiker eine Salve Tränengasgrannaten, von denen auch der Autor dieses Artikels nicht unberührt geblieben ist.

Die Sicherheitskräfte riegelten das Areal schließlich von allen Seiten ab und begannen nach einiger Zeit die Studenten systematisch mit Tränengas die Staße hinunter zu treiben, wo es dann zu Ausschreitungen zwischen der Polizei und des Demonstranten kam. Straßensperren wurden errichtet und zahlreiche Schaufenster eingeschlagen.

Gegen 24 Uhr fand sich die von der Polizei getriebene Menge dann am Brunnen von Saint Michel ein, wo wieder Barikaden errichtet und wurfmaterial gesammelt wurde, allerdings ließen es die Offiziellen diesmal nicht so weit kommen, wie noch kurz zuvor und wartete ab, bis sich der Pulk der Aufrührer langsam aber sicher in den Gassen um Saint Michel verlief.

Es ist schon erstaunlich und für einen Europäer eigentlich fast undenkbar, mit welcher Gewalt und vor allem mit welcher unverhältnismäßigen Zahl an Polizisten der französische Staat gegen eine hand voll Studenten vorgeht. Es wurden weder Versuche zur Schlichtung unternommen, noch hat sich auch nur ein Politiker am Schauplatz des Geschehens eingefunden, um etwaige Verhandlungen aufzunehmen. Auch ist von Seiten der Besetzer angekündigt worden, dass die Okkupation lediglich einen Tag und eine Nacht dauern sollte; es wurde demnach von dieser Seite bereits ein Entgegenkommen signalisiert.

Was also als harmloser Streik begann führte schnell zur Eskalation, die allerdings ganz klar von den Sicherheitskräften forciert wurde. Was der Staat in den banlieus nicht zu stande bringt, schafft er dafür aber um so besser in der ohnehin schon friedlichen Innenstadt. Gerade dort, wo ein Eingreifen von dieser Härte völlig fehl am Platze ist, zeigt der Staat präsenz. Am Ende ging es auch nicht mehr um die CPE, sonder um den symbolischen Kampf; um die älteste Universität der Stadt. Spätestens morgen wird sich dann herausstellen, wie die Offiziellen zu dieser Eskalation, die ganz klar von der Staatsgewalt ausging, Stellung bezieht. Ein ausführlicher Bericht bleibt also noch abzuwarten.

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7. März 2006
Rothenburg und Ricoeur
Auf Telepolis ist heute eine Untersuchung meines geschätzten Kollegen Stefan Hoeltgen zum Rothenburg-Verbot erschienen. Er vertritt dort die, wie ich meine, starke These, dass das Kino die für uns unfassbare Tat des Kannibalismus in eine sinnstiftende Narration fasst, die uns Hilft das individuelle/kollektive Selbstverständniss von dem Undenkbaren der selbstgewollten Tötung und Verspeisung (nebenbei ein ritueller, also auch kultureller Akt) zu bestimmen, indem die Narration Sinn stiftet, wo vorher keiner war. Dabei ist weder die Qualität des Films entscheidend, noch dessen Übereinstimmung mit der realen Vorlage, sondern, dass hier ein Reflexionsprozess in Gang kommt, den Ricoeur mit dem Begriff der narrativen Identität umfasst. Das Sinnstiften in Erzählung. Unbedingt lesen!

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Kino/Tip(p): Lumières Schleuder
Die Lumiéres gelten allgemein als die Erfinder des Kinos und oft wird "L'arrivée d'un train a la Ciotat" (1895) als deren erster Film gefeiert. Interessant dabei ist, das besagter Film gerade mal 10 Sekunden lang ist und dass die Lumières noch einen weiteren Kurzfilm vor diesem historischen Spektakel veröffentlicht hatten. Nämlich den weniger bekannten "La sortie des usines Lumière" (1895), wie der Direktor des Lumière Institutes Thierry Frémaux glaubhaft versichert.

Bei der heutigen Soirée wurden, begleitet von einem Vortrag Frémauxs eine Auswahl der 40 wichtigsten Fragmente im Traditionskino "Le Champo" vorgestellt, was unter dem Gesichtspunkt der Seltenheit, mit der man in den Genuß eines solchen Spektakels kommt, ein ganz eigene Qualität hatte. Begleitet und kommentiert wurden die Szenen, wie gesagt, von Frémaux, der sich nicht nur als extrem guter Kenner der Geschichte der Lumières auszeichnete, sondern der auch seine Qualitäten als Redner gekonnt unter beweis gestellt hat.

Dieser Blick auf die Kinogeschichte offenbarte aber neben der historischen Draufsicht auch noch einen Einblick, dahin, wie sich das Gedächtnis des Kinos von damal zu heute verändert hat. Die Lumières haben nämlich neben ihren zahlreichen Inszenierungen vornehmlich Zeitgeschichtliches zu dokumentieren versucht, dabei aber unbewußt die Strategien der Industrialisierung dokumentiert. Wenn in "Champs Elysée" beispielsweise ein Mann beinahe von einem der zahlreichen Fuhrwerke überfahren wird deutet sich hier bereits ein Entfremdungsmechanismus an, der sich im maschinellen Tackt der Apparate - einem erotischen Tackt - bereits als Konflikt mit der eigenen Identität herausstellt.

Nachtrag: Ich musss mich mal eben für den respektlosen Titel entschuldigen, aber man hat mir nahegelegt, ich solle etwas interessantere Überschriften gestalten, um im Datenjungle nicht ungehört zu bleiben, da mir sonst nix eingefallen ist (was hoffentlich kein Zeichen meiner unkreativität ist), hab ich den Titel in Anlehnung an die Kinderaufnahmen gewählt, die ebenfalls gezeigt wurden. Eine war dabei, die mich sehr beeindruckt hat: Es war eine Aufnahme, die August Lumière in Indochina gemacht hatte und die zwei Europäerinnen in weißen Kleidern zeigt, die irgendwelche Goodies, die man leider nicht genau erkennt, von einer Schnur abzeihen und einer Horde einheimischer Kinder vorwerfen, die sich wie die Wilden darüber her macht. Die Ganze Szene erinnert aber eher an Entenfüttern. Frémaux meinte dazu, dass solche Bilder aber beim damaligen kolonialistisch geprägten Selbstverständnis keinen Anstoß erregt hatten, sondern eher Neugier auf die Fremdländer....all right.

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6. März 2006
Das Kino von Ernst Lubitsch
Ernst Lubitsch: "Ninochka" (1939)

Diese überaus unterhaltsame Komödie aus den späten 30ern erzählt die Geschichte der russischen Offizierin Ninochka (Greta Garbo), die nach Paris geschickt wird, um dort drei ihrer Genossen beim Verkauf der Juwelen eines entmachteten Adelshauses zu überwachen. Die vom kommunistischen System durch und durch überzeugte Frau lernt jedoch den Dandy Léon (Melvin Douglas) kennen und verliebt sich schließlich in ihn.


Weil die Royal-Suite des Pariser Grandhotels den einzigen Safe hat, der für den Juwelenkoffer groß genug ist, mieten sich die Genossen Iranoff, Buljanoff, Kopalski kurzerhand dort ein, obwohl sie mit den Repressalien ihres Vorgesetzten Commissar Razinin (Bela Lugosi) zu rechnen haben. Kaum sind die Juwelen sicher verstaut, erfährt auch schon die enteignete Vorbesitzerin von dem geplanten Verkauf und schaltet über den Dandy Léon die Gerichte ein, die den Verkauf noch verhindern sollen.

Als die russische Administration von den Schwierigkeiten erfährt, schicken sie Ninotchka nach Paris, um den reibungslosen Verkauf abzuwickeln und die Genossen, die derweil ziemlich über die Stränge geschlagen sind, zur Ordnung zu rufen. Ninochka will aber so gar nicht in diese Stadt passen, von derem 30er Jahre Charme Lubitsch ein sehr genaues Bild zeichnet und so hat sie zunächst nichts als Anklage für den verschwenderischen Lebenswandel der Pariser übrig.

Zufällig lässt sich Ninochka aber auf das Abenteuer mit Léon ein, der, wie sich herausstellt die Interessen der Gräfin Swana (Ina Claire) vertritt. Diese plant derweil ein Komplott gegen Ninochka, da es ihr nicht mehr nur um die Rückgewinnung der Juwelen geht, sondern auch um die Gunst Léons, den sie nicht in den Armen der anderen sehen will. Sie nutzt die Gelegenheit, als das Paar betrunken in die Royalsuite zurückkehrt und den Safe mit den Juwelen offen stehen lässt, um diese an sich zu bringen. Sie erpresst Ninochka, die sich nun zwischen Léon und des Steinen entscheiden muss und schließlich willigt sie in den Verkauf der Steine und ihre sofortige Abreise nach Moskau ein.

In Moskau spielt sich eine der besten Szenen des Films ab, die zeigt, was für ein Meister Lubitsch im Spiel der Stimmungen war. In ihrem Zimmer, dass sie mit zahlreichen anderen Parteien teilen muss, unterhält sich Ninochka mit ihrer Freundin über die Vorzüge des Westens und gerät dabei in Schwärmereien, als der grimmige Nachbar plötzlich ins Zimmer kommt, den Raum durchquert und durch eine andere Türe wieder verschwindet. Die beiden Frauen setzten darauf hin ihre Unterhaltung fort, der Zuschauer fiebert aber, da ja immernoch der potenzielle Spitzel im nebenraum hockt und alles mitanhören könnte. Eine simple Unterhaltung wird zum nervenzerrenden Ereignis. Echtes Filmhandwerk.
Durch einen Trick gelingt es Léon schließlich die "Pariser Delegation" nach Konstantinopel zu locken und überrascht Ninotchka, die schon nicht mehr an ein Wiedersehen geglaubt hatte mit der Wiedervereinigung der beiden Seelen.

Ernst Lubitsch der als ehemaliger Theatermann weit über 70 Filme gedreht hatte und mit Werken wie "Three Women" "Kiss Me Again" "The Honeymoon Express" "The Merry Widow" "Heaven can wait" oder der exzellenten Hitlerparodie "To Be or Not to Be" berühmt wurde zeigt mit Ninotchka einmal mehr sein können, als Meister des subtile Charmes. Seine Charactere sind unvergleichlich schön entwickelte Figuren, deren Besetzung nicht hätte anders sein dürfen. Mit der Garbo in der Hauptrolle läut Lubitsch zur Hochform auf und zeigt einmal mehr, was es heißt einem Film den "Lubitsch-Touch" zu geben. Kurz: Großes Kino der 30er Jahre. Ein besonderes Gimmik des Film ist die Eifelturm-Szene. Man sieht dort, wie die Garbo die alte Wendeltreppe hinaufsteigt, die 1983 zusammen mit den Fahrstühlen durch eine neue Konstruktion ersetzt worden ist.

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5. März 2006
Electrolux
Habe gestern diesen außergewöhnlichen link zugesyntscht bekommen (danke yogesch). Ich als alter elektrohase war echt überrascht, wie weitschweifig das oftmals als lapidar mit "Elektronika" bezeichnete Genre ist. Beim stöbern kam so manche Überraschung ans Licht. Wer hätte gedacht, dass die ganze G-Funk-Welle von einem Gere mit der Bezeichnung "Elektrofunk" aus den 70ern abgekupfert...ähh, verzeihung...inspiriert ist. Wie dem auch sei. Viel Spaß beim durchklicken....prädikat besonders flashig.

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